Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V07
DOI: 10.1055/s-0036-1583859

Diabetes-Management mit APPs: Derzeitige & zukünftige Nutzung, Einstellungen, Erfahrungen und Erwartungen von Betroffenen. Online-Befragung von Diabetikern

U Kramer 1, F Zehner 2
  • 1Initiative Präventionspartner, Freiburg, Deutschland
  • 2Pädagogische Hochschule Freiburg, Gesundheitspädagogik, Freiburg, Deutschland

Fragestellung: In Deutschland nutzt jeder Fünfte Gesundheits-Apps, um Fitness, Ernährung oder das Selbstmanagement einer chronischen Krankheit zu unterstützen. Das Angebot für Diabetiker hat sich in einem Jahr fast verdoppelt. Der Nachweis der Wirksamkeit von Diabetes-Apps aus kontrollierten Studien steht bisher aus.

Die Befragung soll bei Betroffenen erheben, ob und wie Diabetes-Apps derzeit genutzt werden, wie Chancen und Risiken eingeschätzt und welche Unterstützungsfunktionen erwartet werden.

Methodik: Mit einem Online-Fragebogen, der 19 Items (5-stufige Likert-Skala) umfasst, werden von 15.12. bis 29.02.2016 Typ-1 und Typ-2-Diabetiker befragt. Die Teilnehmeransprache erfolgt über Fach- und Publikumspresse, Selbsthilfeforen, Blogs, sowie Twitter und Facebook. Die Daten werden in Subgruppen nach Alter, Diabetes-Typ, Erkrankungsdauer und Vorerfahrung mit Apps statistisch ausgewertet.

Ergebnisse (Stand 26.02.2016): Die Mehrheit der Befragten nutzt bereits Gesundheits-Apps (60,3% von n = 340), die meisten davon eine Diabetes-App (91,7%), die sie in der Regel auf eigene Faust in den App-Stores (63,1%) suchen. Der Wunsch nach Orientierungshilfen bei der Suche nach einer Diabetes-App ist groß sowohl bei Typ 1 als auch bei Typ 2 Diabetiker (73,4%;84,3%). Sehr hohe bzw. hohe Zustimmung finden folgende Unterstützungsfunktionen, sowohl bei App-Nutzern, als auch bei Diabetikern, die noch keine Erfahrung mit Gesundheits-Apps haben: 1. Automatisierte Übertragung von Messwerten per Bluetooth in digitale Tagebücher (93,6%; 83,2%), Suche nach Lebensmittelinformationen (81,8%/76,9%), Teilen von Messdaten mit dem Arzt (86,2%; 67,2%), Vermittlung von Gesundheitsinformationen zum besseren Verständnis von Diabetes (62,6%, 66,4%), Motivationshilfen, um Ernährungs- und Bewegungsziele besser zu erreichen (63,1%; 61,2%), tägliche Rezeptvorschläge (32,5%; 38,1%). Für Nicht-Nutzer von Apps sind Kosten (46,3%) oder Angst vor dem Ausspähen ihrer Daten (38,8%) die Haupthinderungsgründe.

Schlussfolgerungen: Diabetes-Apps bieten aus Sicht der meisten Betroffenen die Chance, das Selbstmanagement zu verbessern (79,2% von n = 337). App-Funktionen für die Optimierung der Ernährung haben für Diabetiker einen hohen Stellenwert. Gründe für die Nichtnutzung sind vor allem mangelnde Angebotstransparenz sowie Bedenken im Hinblick auf Kosten und den Schutz persönlicher Daten.