Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V19
DOI: 10.1055/s-0036-1583871

Das deutsche Register zur intradialytischen parenteralen Ernährung (www.ipderegister.de) – erste Ergebnisse

D Brodmann 1, CC Haufe 2, U Stahl 3
  • 1Spitalzentrum Oberwallis, Innere Medizin/Nephrologie, Visp, Schweiz
  • 2Helios Klinikum Erfurt, Nephrologie, Erfurt, Deutschland
  • 3Max-Planck-Institute for Biogeochemistry, Jena, Deutschland

Fragestellung: Das Auftreten einer Mangelernährung ist bei Dialysepatienten nicht selten und oft schicksalbestimmend. In der Therapie der Mangelernährung besteht bei Hämodialysepatienten neben der enteralen Supplementation die besondere Option einer intradialytischen parenteralen Ernährung (IDPE). Der objektive Nutzen dieser aufwändigen Therapie ist wissenschaftlich jedoch nicht hinreichend untersucht. Prospektive, interventionelle Studien hierzu sind praktisch nicht möglich.

Methodik: Die Autoren initiierten 2012 das deutsche IDPE-Register zur Erfassung von Patienten, die IDPE erhalten. Die Meldung erfolgt freiwillig durch das Dialysezentrum nach Aufklärung und Einverständnis des Patienten. Das Register hat den Charakter einer prospektiv angelegten Beobachtungsstudie, Interventionen erfolgen nicht. Erhoben werden ausschließlich Daten aus Routineuntersuchungen zu den Zeitpunkten IDPE-Start und -Ende sowie eine Nachuntersuchung nach 2 bis 6 Monaten.

Ergebnis: Die Auswertung der ersten knapp 200 Fälle (n = 193) zeigte folgende

Charakteristika IPDE-behandelter Patienten: 50,7% Männer, 49,3% Frauen, Altersgipfel 71 – 80 Jahre (49,3% aller Pat.), 65% Nicht-Diabetiker, 8% chronische Wunden, 23% Malignome, 86% (!) eingeschränkte Mobilität. Häufigste IDPE-Indikation war eine chronische Mangelernährung. Die IDPE (verschiedene Hersteller) enthielt im Mittel je HD 676 kcal in 529 ml und bestand zu > 90% aus Aminosäuren, Fetten und Kohlehydraten. Am Ende der IDPE sowie im Follow up ist im Trend ein Anstieg von Serumkreatinin, Serumalbumin und Optimalgewicht sowie ein Rückgang von Ödemen und eine Verbesserung des SGA-Scores festzustellen. Statistische Berechnungen erfolgen erst bei einer größeren Fallzahl. 42% der Patienten sind unter laufender IPDE-Therapie oder innerhalb der Nachbeobachtungszeit verstorben.

Schlussfolgerung: Die ersten Auswertungen des deutschen IDPE-Registers zeigen, dass die IDPE-Therapie mittels einer prospektiven Beobachtungsstudie bewertet werden kann, insbesondere könnten bei größeren Fallzahlen Voraussagen zum erwartbaren Nutzen der IPDE bei bestimmten individuellen Ausgangskonstellationen möglich sein.