Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V20
DOI: 10.1055/s-0036-1583872

Der Einfluss einer 3-monatigen poststationären Ernährungsintervention auf funktionelle Parameter bei älteren Menschen mit Frailty – eine randomisierte kontrollierte Studie

L Otten 1, J Kiselev 1, K Franz 1, E Steinhagen-Thiessen 1, U Müller-Werdan 1, R Eckardt 1, D Spira 1, K Norman 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Mangelernährung bei der Krankenhausentlassung und das Post-Hospital Syndrom stellen ein häufiges Problem für gebrechliche ältere Menschen dar und tragen zu höherer Morbidität, verminderter Funktionalität, erhöhten Wiederaufnahmeraten und schließlich verminderter Lebensqualität bei.

Wir untersuchten den Einfluss einer 3-monatigen Intervention mit Trinknahrung im Vergleich zur Ernährungsberatung nach der Krankenhausentlassung auf Kraft, Mobilität, funktionelle Einschränkungen und Lebensqualität bei mangelernährten älteren Patienten mit Frailty.

Methodik: Mangelernährung wurde anhand des Mini Nutritional Assessment – Short Form (MNA-SF) identifiziert und Frailty wurde mithilfe der Kriterien von Fried evaluiert (Fried et al. 2001). Patienten wurden bei der Entlassung aus dem Krankenhaus randomisiert, entweder Ernährungsberatung (EB) oder EB und Trinknahrung für 3 Monate (TN) zu erhalten. Mobilität wurde mit dem Timed Up&Go Test (TUG) bestimmt, isometrische Handkraft und Knieextensionskraft wurden mit einem Dynamometer gemessen, Lebensqualität wurde anhand des EQ5D-5L visual analogue scale (EQ-VAS) bewertet. Selbst-berichtete funktionelle Einschränkungen wurden mithilfe des Fragebogens der Longitudinal Amsterdam Aging Study (LASA) evaluiert.

Ergebnisse: Von 89 Patienten haben bislang 71 Patienten die Studie abgeschlossen (78,2 ± 6,8 Jahre; 56,3% Frauen) und wurden nach Intention-to-Treat analysiert. Während Ernährungszustand und Handkraft in beiden Gruppen signifikant gestiegen sind, verbesserten sich Frailty Score, Kniekraft, TUG, funktionelle Einschränkungen und Lebensqualität nur in der Interventionsgruppe (Tabelle 1).

Tab. 1

Parameter

EB (n = 34)

TN (n = 37)

Beginn

3 Monate

p-Wert

Beginn

3 Monate

p-Wert

MNA-SF (Punkte)

7,4 ± 2,2

11,0 ± 2,7

< 0,0001

6,8 ± 1,9

10,8 ± 2,5

< 0,0001

Gewicht (kg)

67,9 ± 13,7

68,3 ± 14,2

0,549

60,7 ± 10,1

62,5 ± 10,8

0,010

Frailty (Score)

7,2 ± 1,0

6,8 ± 1,3

0,134

7,4 ± 1,4

6,6 ± 1,2

0,003

Handkraft (kg)

24,4 ± 7,0

25,7 ± 7,6

0,018

21,9 ± 6,2

24,1 ± 8,2

0,006

Knieextensionskraft (kg)

17,9 ± 6,7

20,0 ± 7,2

0,141

14,3 ± 5,7

17,8 ± 6,3

0,015

Timed Up&Go (Sek.)

19,8 ± 7,2

16,2 ± 6,1

0,055

23,6 ± 10,9

18,6 ± 6,7

0,020

Funktionelle Einschränkungen (Score)

3,6 ± 2,0

3,3 ± 2,0

0,196

4,1 ± 1,7

3,3 ± 1,9

0,002

EQ-VAS (%)

53,5 ± 23,7

53,2 ± 23,0

0,943

50,0 ± 18,1

60,8 ± 20,7

0,011

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Interimsanalyse deuten darauf hin, dass eine Intervention mit Trinknahrung Kraft- und funktionelle Parameter sowie Lebensqualität bei frailen älteren Patienten während der vulnerablen Zeit nach Entlassung aus dem Krankenhaus von Vorteil ist.