Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V23
DOI: 10.1055/s-0036-1583875

Einflussfaktoren für die Verbesserung des Ernährungszustandes bei gebrechlichen älteren Menschen nach dem Krankenhausaufenthalt

L Otten 1, J Kiselev 1, K Franz 1, E Steinhagen-Thiessen 1, U Müller-Werdan 1, R Eckardt 1, D Spira 1, K Norman 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Vor allem für ältere Menschen stellt eine Mangelernährung bei der Krankenhausentlassung ein häufiges Problem dar, das den post-stationären Verlauf negativ beeinflussen kann. Im Rahmen einer Sekundäranalyse einer randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie bei mangelernährten älteren Patienten untersuchten wir Einflussfaktoren auf die Verbesserung des Ernährungszustandes drei Monate nach Krankenhausentlassung.

Methodik: Mangelernährung bei der Krankenhausentlassung (T0) wurde anhand des Mini Nutritional Assessment-Short Form (MNA) identifiziert. Patienten wurden bei T0 randomisiert und entweder Ernährungsberatung (EB) oder EB und Trinknahrung für 3 Monate erhalten. Isometrische Handkraft wurde mit einem Dynamometer gemessen. Validierte Fragebögen wurden verwendet, um Einschränkungen im täglichen Leben (ADL), Depression (CES-D) und Appetit (CNAQ) zu erfassen. Es wurde nach der Wohnsituation (alleinlebend oder nicht) und finanzieller Lage gefragt. In einer logistischen Regression wurden Einflussfaktoren für einen guten Ernährungszustand (MNA≥12) untersucht.

Ergebnisse: Von 100 Patienten haben zurzeit 74 Patienten die Studie abgeschlossen (78,2 ± 6,7 Jahre; 56,8% Frauen). Bei T0 waren 39 (52,7%) der Patienten mangelernährt (MNA< 8). 42 (56,8%) gaben an, alleine zu leben. 56 (75,6%) gaben an, mit deren Geld ‚gut auszukommen‘. 12 (16,2%) bzw. 34 (45,9%) waren punktuell hilfsbedürftig bzw. hilfsbedürftig im ADL. 53 (71,6%) wiesen ein Risiko für Gewichtsverlust aufgrund des schlechten Appetits auf. Bei 25 (33,8%) bestand ein Depressionsrisiko. Nach 3 Monaten hatten 35 (49,3%) einen normalen Ernährungszustand erreicht. Aus der logistischen Regressionsanalyse zeigte sich, dass das männliche Geschlecht (OR 8,414, KI: 1,065 – 66,416, p = 0,043), Selbstständigkeit im Alltag (OR 1,070, KI: 1,011 – 1,131, p = 0,019), ein guter Appetit (OR 1,515, KI: 1,137 – 2,017, p = 0,004) sowie eine gute Stimmungslage (OR 1,153, KI: 1,034 – 1,286, p = 0,011) positive Einflussfaktoren auf die Entwicklung eines normalen Ernährungszustandes waren, während die Handkraft interessanterweise einen leicht negativen Einfluss hatte (OR0,810, KI: 0,688 – 0,953, p = 0,011). Die Gruppeneinteilung, MNA, Alter, BMI, Anzahl an Medikamente, Wohnsituation und finanzielle Lage hatten zeigten Einfluss.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Interimsanalyse weisen darauf hin, dass psychosoziale Faktoren eine bedeutende Rolle bei der Verbesserung des Ernährungszustandes nach einem Krankenhausaufenthalt spielen.