Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P30
DOI: 10.1055/s-0036-1583906

Beeinflussung des Essverhaltens. Warum wir dafür mehr pädagogische Beratung statt Ernährungskommunikation und Psychologie benötigen – Ein Plädoyer für die qualifizierte Ernährungsberatung und -therapie und die Betrachtung des Essverhaltens als „Totalphänomen“

SM Mannhardt 1, S Brunstering 2, S Bardas 3
  • 1Praxis für Ernährungstherapie & prof e.a.t. eating assessment tools, Schiengen, Deutschland
  • 2Nährlebnis – Praxis für Ernährungstherapie, Horstmar, Deutschland
  • 3essbardas genusscoaching, Esslingen, Deutschland

Fragestellung: „Gedacht heißt nicht immer gesagt,/gesagt heißt nicht immer richtig gehört,/gehört heißt nicht immer richtig verstanden,/verstanden heißt nicht immer einverstanden,/einverstanden heißt nicht immer angewendet,/angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.“ Dieser Satz von Konrad Lorenz ist allen bekannt. Dennoch wird häufig noch immer versucht durch reine Wissensvermittlung das menschliche Verhalten zu beeinflussen. In der präventiven Ernährungsberatung sind die Folgen nicht so schwerwiegend. Eine kritische Betrachtung muss jedoch in der Ernährungstherapie her, wenn Klienten mit ernährungsabhängigen Erkrankungen ihr Verhalten anpassen müssen.

Aber wie beeinflussen, wenn Wissensvermittlung nicht ausreicht? Sind Patienten mit resistenten Verhaltensmustern dann besser beim Psychologen aufgehoben? Wir prof e.a.t. Berater meinen, dass es weder Aufgabe der Ernährungsberatung ist, nur Informationen zu geben, noch alles zu psychologisieren und betrachten die professionelle Ernährungstherapie als pädagogischen Beratungsprozess zu dem selbstverständlich auch pädagogisch-methodische Interventionen gehören, um Verhalten zu beeinflussen.

Methodik: Essen als zentraler Lebensbereich des Menschen ist untrennbar mit dem gesamten Leben und den Emotionen eines Menschen verknüpft. Essen ist ein Totalphänomen und die meisten Motive des Essverhaltens sind unbewusst verankert. In diesem Beitrag werden wir diese unbewussten Motive genauer betrachten. Darüber hinaus soll professionelle Ernährungsberatung als pädagogische Intervention vorgestellt werden und exemplarisch aufgezeigt werden, weshalb mehr Pädagogik, denn Psychologie vonnöten ist, um Menschen effektiv zu begleiten, ihr Ernährungsverhalten zu modifizieren. Wir zeigen, wie wirksam individuelle Ernährungstherapie mit pädagogischem Fokus sein kann, exemplarisch an Beispielen qualifizierter, pädagogischer Ernährungsfachkräfte auf.

Ergebnis und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es sowohl zum Wohle von Patienten, als auch aus Kostenersparnisgründen für das Gesundheitssystem sinnvoll wäre, die professionelle Ernährungstherapie stärker politisch zu schützen und zu unterstützen.