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DOI: 10.1055/s-0036-1584464
Untersuchung der Wirkung eines 5%igen Ölauszugs der Wurzel von Levisticum officinale KOCH auf Entzündungsmediatoren
Die Otitis media folgt meist einem symptomatischen Infekt der oberen Luftwege und ist bei Kindern der häufigste Grund für eine Antibiotikatherapie [1]. Dies widerspricht aktuellen Leitlinien, wonach eine Otitis media unter guter Beobachtung symptomorientiert zu therapieren ist und die Gabe von Antibiotika schweren Krankheitsverläufen und Komplikationen vorbehalten sein soll [2]. Die Hauptsymptome sind Ohrenschmerzen und Fieber, die vor allem mit Paracetamol und Ibuprofen behandelt werden. Eine mögliche Alternative stellt die Behandlung mit Ohrentropfen dar, wobei positive Erfahrungen mit Levisticum Ohrentropfen vorliegen, die einen 5% Ölauszug der Wurzel von Levisticum officinale in nativem Olivenöl enthalten. Relevante Inhaltsstoffe der Levisticum-Wurzel sind ätherisches Öl (mit bis zu 70% Alkylphtaliden [Hauptkomponente Ligustilid] sowie Pinenen, β-Phellandron), daneben Cumarine und Falcarindiol [3]. Die Literatur weist auf antiinflammatorische Eigenschaften einiger Inhaltsstoffe hin [4, 5], weshalb diese an Levisticum Ohrentropfen getestet werden sollten. Hierzu wurde die inhibitorische Wirkung auf die Biosynthese von Leukotrien-B4 (LTB4) in humanen neutrophilen Granulozyten, und auf die Prostaglandin-E2 (PGE2)-Produktion über die Hemmung der Cyclooxigenase-2 (COX-2) untersucht. Beide sind wichtige Mediatoren im Schmerz- und Entzündungsgeschehen [6].
Die Levisticum Ohrentropfen hemmten die LTB4-Synthese dosisabhängig mit einer IC50 von 58,8 µg/ml und die COX-2 mit einer IC50 von 180,1 µg/ml (Abb. 1). Das mitgetestete native Olivenöl hatte eine eigene, jedoch geringere inhibitorische Wirkung (Daten nicht gezeigt).
Diese Ergebnisse geben dem Einsatz der Levisticum Ohrentropfen bei einer Otitis media eine rationale Grundlage und empfehlen ihre Aufnahme in die symptomorientierte Behandlung einer unkomplizierten Otitis media.
Danksagung: Die Autoren danken Frau M. Staiger für die Unterstützung bei der Probenlogistik. Die In-vitro-Untersuchungen wurden am Lehrstuhl für Pharmakognosie/Karl-Franzens-Universität Graz (Prof. Dr. R. Bauer) durchgeführt.
[1] Nokso-Koivisto J et al. Curr Opin Pediatr 2015; 27: 110 – 115
[2] DEGAM Leitlinie Nr. 7. Ohrenschmerzen. Aktualisierte Fassung 2014. S2k Leitlinie. AWMF Registernr. 053/009
[3] Merfort I. Levisticum. In: Blascheck W et al, Hrsg. HagerROM 2015. Heidelberg: Springer
[4] Choi RJ et al. Arch Pharm Res 2012; 35: 723 – 732
[5] Alanko J et al. Biochem Pharmacol 1994; 48: 1979 – 1981
[6] Freire MO, van Dyke TE. Periodontol 2000 2013; 63: 149 – 164