RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0036-1584471
Entwicklung und Optimierung eines Phytopharmakons aus der japanischen Kampo-Tradition im Anwendungsbereich „Gastrointestinaltrakt“
Die japanische Kampo-Medizin entwickelte sich, basierend auf der antiken chinesischen Medizin, zu einer weitgehend eigenständigen Therapieform. Traditionell wird einer Beschwerdesymptomatik und Körperkonstitution (sho) eine bestimmte Kampo-Rezeptur (ho) zugeordnet. Im 20. Jh. erfuhr die Kampo-Medizin eine wissenschaftliche Neubewertung. Seit 1967 gelten Kampo-Rezepturen als Arzneimittel. Eine der Hauptindikationen stellen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes dar. Eine typische Grundrezeptur ist Shikunshito. Diese besteht aus einer definierten Mischung aus 6 Arzneidrogen (Panax ginseng radix, Atractylodes lancea rhizoma, Poria cocos sclerotium, Glycyrrhiza uralensis radix, Ziziphus jujuba fructus, Zingiber officinale rhizoma). Es wird bei Appetitlosigkeit, Kachexie, Magenempfindlichkeit, Übelkeit und Völlegefühl eingesetzt. In Japan wird als verschreibungsfähiges Arzneimittel ein wässrig-alkoholischer Extrakt als gefriergetrocknetes Granulat verwendet. Die traditionelle Anwendung entspricht einem Dekokt. In dieser Arbeit wurde ein den europäischen Richtlinien für „Traditional Herbal Medicinal Products“ entsprechendes, modernisiertes Präparat hergestellt. Der traditionelle heißwässrige, der 30% wässrig-ethanolische und der methanolische Extrakt wurden mittels DC und HPLC verglichen. Da die in Japan übliche Tagesdosis von 3 × 2,5 g Granulat in Europa nicht als convenient gilt, wurde eine Methode entwickelt, um die Extraktmenge durch Abtrennung von Oligosacchariden zu reduzieren. Dadurch konnte ein neuartiger Trockenextrakt hergestellt werden, wodurch sich die in der üblichen japanischen Tagesdosis enthaltenen Mengen an wirksamkeitsrelevanten Sekundärmetaboliten in lediglich 3 Tabletten pro Tag verabreichen lassen. Damit besteht die Möglichkeit einer arzneilichen Zulassung dieses Kampo-Produktes in Europa, da die Rezeptur hier seit über 15 Jahren und in Japan seit Jahrhunderten ohne negative Beurteilungen erfolgreich eingesetzt wird.