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DOI: 10.1055/s-0036-1584486
Identifizierung von Inhaltsstoffen der Flechte Evernia prunastri L. mit wachstumshemmender Wirkung gegenüber humanen Glioblastomazellen
Flechten sind bekannt für ihr breites Wirkungsspektrum. Dies wird auf ihre einzigartigen Sekundärstoffwechselsmetabolite, insbesondere die Depside, Depsidone sowie die Usninsäurederivaten, zurückgeführt [1]. Wir konnten bereits zeigen, dass der Acetonitrileextrakt von Evernia prunastri (EP) gegenüber Glioblastomazellen (Zelllinie U-87) eine zytotoxische Wirkung aufwies (IC50: 29,3µM), aber für humane Fibroblasten weniger toxisch war [2]. Einer der Hauptinhaltstoffe von EP ist die Everninsäure (EA). Ziel dieser Studie war es, die Zytotoxizität von EA für Glioblastomazellen im Vergleich zum Gesamtextrakt zu untersuchen. Weiterhin wurden Kombinationen von EA mit dem Referenzmedikament für die Glioblastomabehandlung – Temozolamid (TMZ) – sowie mit Catechin (CA) auf Synergieeffekte hin untersucht. CA wurde als Inhaltsstoff in verschiedenen Flechten nachgewiesen, die in bestimmten Krebszelllinien eine Apoptose induzieren [3]. Die Zytotoxizität wurde mittels des Resazurin-Assays getestet. Die Kombinationswirkungen wurden mit der Chou-Talalay-Methode quantifiziert [4]. Signalkaskaden der Zellproliferation und der Apoptose wurden mittels Western Blot untersucht.
EA besaß gegenüber den U-87 Zellen eine IC50 von 61,81 ± 6,1µM. Die IC50-Werte für CA und TMZ lagen bei Konzentrationen von 712,9 ± 5,2µM und 593,4 ± 2,8µM. EA beeinflusste die Zellproliferation durch die Phosphorylierung verschiedener Mitogen-aktivierender Kinasen (MAP-Kinasen). Die Wirkung auf die MAP-Kinasen stimmte mit Vorhersagen des ChemGPS-NP-Programms [5] überein, welches auf eine Datenbank mit definierten Referenzsubstanzen, basierend auf dem Zusammenhang zwischen chemischer Struktur und pharmakologischer Aktivität, zurückgreift. EA zeigte keine synergistischen Wirkungen mit Catechin oder TMZ (CI> 1). EA ist offensichtlich nicht primär für die zytotoxische Aktivität des E.-prunastri-Extraktes verantwortlich. Die Suche nach einzelnen Inhaltsstoffen oder Inhaltsstoffkombinationen aus E. prunastri mit einer starken zytotoxischen Wirkung auf Gliomazellen und mit Synergiewirkungen mit Referenzmedikamenten sollte weiter fortgesetzt werden.
Danksagung: A. Shcherbakova wurde vom DAAD unterstützt.
[1] Stocker-Wörgötter E. Nat Prod Rep 2008; 25: 188 – 200
[2] Shcherbakova A et al. Rev Clin Pharm Drug Ther Suppl. 2015: 84
[3] Ghate NB et al. PLoS one 2013; 8: e82293
[4] Chou TC. Cancer Res 2010; 70: 440 – 446
[5] Rosén J et al. QSAR & Comb Sci 2009; 28: 436 – 446