Zentralbl Chir 2016; 141 - A4
DOI: 10.1055/s-0036-1586269

Intraoperative ICG Fluoreszenz in der laparoskopischen Viszeralchirurgie

O Stöltzing 1
  • 1Elblandklinikum Meissen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Meissen, Deutschland

Fragestellung: Mit Fluoreszenz-Verfahren kann visualisiert werden, was unter herkömmlichem Weißlicht nicht sichtbar ist. Die intraoperative Bildgebung im nahen Infrarot (NIR) unter Verwendung von Indocyaningrün (ICG) ermöglicht eine live Perfusionsbeurteilung von Organen (z.B. Colon), eine Darstellung der Gallenweganatomie sowie eine visuelle Unterstützung in der Detektion von Lebermetastasen. Ziel war es die Bedeutung und Anwendbarkeit dieses diagnostischen Verfahrens im Rahmen laparoskopischer Routine – und Notfalleingriffe in der Viszeralchirurgie zu evaluieren.

Methoden: Bei den Indikationen „kolorektale Resektion“ (n = 10), „Darmischämie“ (n = 2), „Cholezystektomie“ (n = 2), oder „Lebertumor“ (n = 4), wurde den Patienten Indocyaningrün (ICG) in einer Dosis von 0,2 mg/kg (Fa. Pulsion) intravenös appliziert und die Fluoreszenz intraoperativ dargestellt (Storz). Für die Indikation „Lebertumor“ erfolgte die ICG Applikation 24h präoperativ, ansonsten jeweils intraoperativ.

Ergebnisse: Mithilfe der ICG-Fluoreszenz konnte bei elektiven laparoskopischen Resektionen des Colon sigmoideums (n = 6) oder des Rektums (n = 4) eine suffiziente Durchblutung (= ICG Anflutung) des Colon descendens, der Anastomosenregion sowie des Rektumstumpfes dokumentiert werden. Es zeigten sich keine kritischen Ischämiezonen. Im Gegensatz hierzu konnte mithilfe einer diagnostischen Laparoskopie bei mesenterialer Ischämie exakt Grenzzonen einer Minderdurchblutung des Darmes identifiziert und entsprechend reseziert werden. Bei Patienten mit Lebermetastasen zeigten sich typische fluoreszierende Randsäume und diese konnten gegen Zysten, Hämangiome und Cholangiome (Von-Meyenburg-Komplex) differenziert werden. Gallenwege im Lig. hepatoduodenale konnten 30 min nach ICG Applikation visualisiert werden.

Schlussfolgerung: ICG – Fluoreszenz findet bei besonderen Fragestellungen in der laparoskopischen Viszeralchirurgie routinemäßig Anwendung und bietet wertvolle Zusatzinformationen. Auch in der offenen Chirurgie ist die ICG Fluoreszenz problemlos anwendbar, so dass der Einsatz zur Sentinel-Lymphknotendetektion, Magenschlauchbildung oder zur Bildung von Darm-Interponaten erweiterbar ist.