Gesundheitswesen 2016; 78 - A23
DOI: 10.1055/s-0036-1586533

Retrospektive Kostenanalyse des EndoPredict-Tests bei Patientinnen mit primärem Mamma-Karzinom in einem deutschen Brustzentrum

J Biermann 1, S Neusser 1, L Philipp 1, G Schlake 2, P Tönnies 3, S Wilhelms 4, F Tiecke 2, C Petry 5, R Kronenwett 5, W Schlake 2, J Wasem 1
  • 1Lehrstuhl für Medizinmanagement Universität Duisburg-Essen, Essen
  • 2Institut für Pathologie und Molekularpathologie, Gelsenkirchen
  • 3Frauenklinik/Brustzentrum am Krankenhaus Bethanien, Moers
  • 4Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe-Brustzentrum am St. Elisabeth-Krankenhaus, Dorsten
  • 5Sividon Diagnostics GmbH, Köln

Zielsetzung: Ziel des Projektes ist die gesundheitsökonomische Evaluation des EndoPredict-Tests zur Feststellung der Chemotherapie-Indikation bei Patientinnen mit primärem Östrogenrezeptor-positiven, HER2-negativen Mamma-Karzinom.

Materialien und Methoden: Die Analyse basiert auf Patientendaten des Elisabeth-Krankenhauses Dorsten (Brustzentrum Emscher-Lippe) aus den Jahren 2008 – 2011. Daten zur EndoPredict-Klassifikation wurden durch retrospektive Analysen in archivierten Tumor-Proben erhoben. Die in der Studienkohorte angefallenen direkten-medizinischen Kosten (stationäre Versorgung, ambulant-ärztliche Versorgung, Arzneimittel (Chemotherapeutika, Begleitmedikation)) wurden für ein Jahr ab der Entfernung des Tumors bestimmt. Darüber hinaus wurden die hypothetischen direkten Kosten für die Kohorte unter Einsatz des EndoPredicts ermittelt.

Ergebnisse: Von insgesamt 82 Patientinnen (62 ± 10 Jahre), von denen 50% eine Chemotherapie erhielten, hatte die retrospektive Verwendung von EndoPredict bei 52 keine Änderung der Chemotherapie-Indikation zur Folge. Bei 23hätte auf die Chemotherapie verzichtet werden können und bei 7 Patientinnen hätte es eine zusätzliche Chemotherapie gegeben. Somit hätten im Vergleich zum Szenario ohne EndoPredict insgesamt 16 Patientinnen weniger eine Chemotherapie erhalten. Die errechneten Durchschnittskosten einer ambulanten Chemotherapie betragen 14.835 €, die Kosten des EndoPredict 1.811 €. Die Kosten der medizinischen Versorgung der Studienkohorte betrugen insgesamt 1.081.782 € (stationäre Versorgung: 472.513 €, ambulante Versorgung inkl. Arzneimittel: 609.269 €). Im hypothetischen Szenario mit EndoPredict resultierten Gesamtkosten von 968.273 € (stationär: 447.524 €, ambulant: 372.247 €, EndoPredict: 148.502 €), entsprechend einer Einsparung von 1.384 €/Test. Fahrtkosten, Kosten für Hilfsmittel (z.B. Perücken) sowie indirekte Kosten konnten keine Berücksichtigung finden.

Schlussfolgerung: Die vorliegende retrospektive Analyse zeigte bei der Anwendung des EndoPredict als unterstützende Stratifizierungsmethode ein Einsparpotenzial bei den direkten Behandlungskosten von 10,5%, entsprechend 1.384 € pro durchgeführtem Test.