Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0036-1586599
Integriertes Verwaltungshandeln von Öffentlichem Gesundheitsdienst und Stadtplanung zur Förderung von Mobilität älterer Menschen: Status quo in der Metropolregion Nordwest
Hintergrund: Sozial-ökologische Modelle nehmen an, dass das Bewegungsverhalten durch die Interaktion mit der Umwelt auf verschiedenen Ebenen beeinflusst wird. Gerade im Alter, wenn der Aktionsradius ab- und körperliche Einschränkungen zunehmen und die Menschen sich hauptsächlich in ihrem gewohnten näheren Umfeld aufhalten, sind kontextuelle Faktoren von besonderer Bedeutung. Kurze Entfernungen zu wichtigen Dienstleistern, verkehrssichere Wege ohne Stolperquellen und vernetzte Straßenzüge können die Mobilität fördern und so zu Gesundheit, Selbstständigkeit und Lebensqualität beitragen. Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) in Bremen und Niedersachsen hat seit 2001 bzw. 2007 die gesetzliche Aufgabe der kommunalen Gesundheitsförderung, die Gestaltung der Wohnumwelt obliegt allerdings dem Stadtplanungssektor. Aspekte menschlicher Gesundheit sind bislang überwiegend nur implizit in den Zielen lokaler Planungskonzepte enthalten. Ziel sollte es daher sein, zukünftig durch integriertes Verwaltungshandeln zwischen Stadtplanungs- und Gesundheitsämtern Gesundheitsbelange einschließlich der Gesundheitsförderung nachhaltig in lokalen Stadtentwicklungsstrategien zu implementieren.
Methoden: Im Rahmen des Präventionsforschungsnetzwerks AEQUIPA wird das Projekt AFOOT – Alternd zu Fuß oder mit Fahrrad – urban mobil ohne Stress umgesetzt. Um den aktuellen Stand von Maßnahmen zur Bewegungsförderung älterer Menschen sowie die Zusammenarbeit von Public Health und räumlicher Planung zu erfassen, wurden leitfadengestützte Experteninterviews mit Vertreter*innen von Stadtplanungs- und Gesundheitsämtern geführt. Geplant waren Zweiergespräche mit den jeweiligen Vertreter*innen aller 11 Landkreise und 3 kreisfreien Städten der Metropolregion Bremen-Oldenburg. Die Auswertung erfolgte auf Grundlage der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse.
Ergebnisse: Es wurden 11 Experteninterviews realisiert. Die Akteure sehen größtenteils keine inhaltlichen Schnittstellen und gemeinsamen Interessen im Bereich bewegungsfördernder Stadtgestaltung. Teilweise befassen sich beide Ressorts zwar mit dem Thema Mobilität, die Gesundheitsämter meist über Projekte der „Gesundheitsregionen Niedersachsen“, allerdings sind die Planungsämter hier nicht involviert. Die Zusammenarbeit zwischen Stadtplanungs- und Gesundheitsämtern erfolgt überwiegend über Stellungnahmen zu den Themen Lärm, Luftverschmutzung und Hygiene. Um die Notwendigkeit einer sektorenübergreifenden Zusammenarbeit zur Etablierung einer gesundheitsfördernden Stadtentwicklung aufzuzeigen beschreiben die Akteure persönliches Interesse und Eigeninitiative als zentrale, und derzeit unter Umständen einzige, Handlungsmöglichkeit.
Fazit: Das Thema der gesundheitsfördernden Stadtentwicklung wird größtenteils noch nicht als gemeinsames Handlungsfeld von Stadtplanungs- und Gesundheitsämtern erkannt bzw. realisiert. Knappe finanzielle und personelle Ressourcen sowie fehlende gemeinsame Foren/Gremien werden als Hindernisse einer verstärkten Zusammenarbeit gesehen.