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DOI: 10.1055/s-0036-1586640
Gesundheitsregionen Niedersachsen für mehr gesundheitsförderliche Lebenswelten
Einleitung: Nicht erst seit gestern wird der Ruf nach einer intensivierten sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung und -förderung mit einer stärkeren Akzentuierung der regionalen Ebene als Entscheidungsträger und Koordinator laut [1]. Mit dem verabschiedeten Präventionsgesetz kommt der Kommune als Setting eine besondere Beachtung zu: Die verschiedenen Lebenswelten, betriebliche und nicht betriebliche, sind dort verankert. Mit dem Präventionsgesetz wird die Forderung formuliert, hier gesundheitsförderliche Strukturen zu etablieren [2]. Dies impliziert auch die Forderung nach einer stärker koordinierten Zusammenarbeit verschiedener Professionen.
Methodik: Die Gesundheitsregionen Niedersachsen, initiiert vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, der AOK Niedersachsen, dem BKK Landesverband Mitte, den Ersatzkassen sowie der Kassenärztlichen Vereinigung, setzen genau dort an: Ziel ist, die Landkreise und kreisfreien Städte stärker in die Planung und Steuerung einer regional koordinierten Gesundheitsversorgung und -förderung einzubeziehen. Unter Moderation der kommunalen Verwaltungsspitze definieren interdisziplinär zusammengesetzte Steuerungsgruppen Handlungsfelder und Ziele für die Region. Themenspezifisch entwickeln interdisziplinäre Arbeitsgruppen bedarfsorientierte innovative Versorgungs- und Gesundheitsförderungsansätze. Um einen möglichst breiten Beteiligungsprozess zu gewährleisten, werden Gesundheitskonferenzen in Form einer Fachtagung durchgeführt. Eine Koordinierungsstelle ist für die Prozesskoordination zuständig. [3]
Ergebnisse: Mittlerweile sind 32 von 46 niedersächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten an diesem Strukturentwicklungsprozess beteiligt. Die Arbeitsgruppen entwickeln konkrete Handlungsansätze. Vier Projekte werden bereits mit finanzieller Unterstützung des Lenkungsgremiums auf Landesebene umgesetzt. Zahlreiche Aktivitäten werden ohne Projektförderung durch großes Engagement vor Ort vorangetrieben. Die Evaluation der Modellphase wie auch die derzeitigen Entwicklungen lassen den Schluss zu, dass die geschaffenen Strukturen einen tragfähigen Überbau bilden, um einer Vielzahl von drängenden kommunalen Aufgaben – nicht zuletzt die gesundheitliche Versorgung geflüchteter Menschen – systematischer und vernetzter zu begegnen [4].
Diskussion & Fazit: Auch im bundesweiten Vergleich zeigt sich, dass der Aufbau von Gesundheitsregionen ein bedeutsames Instrument zur Sicherung einer bedarfsgerechten und partizipationsorientierten Gesundheitsversorgung und -förderung darstellt [5]. Allerdings ist dieser Prozess voraussetzungsvoll und setzt die Schaffung von tragfähigen Unterstützungsstrukturen für die handelnden Kommunen voraus, die sich durch ihre koordinierende und vernetzende Funktion in einer neuen Rolle befinden. Eine Orientierung an der Ottawa-Charta und der Strategie „Health in all policies“ wäre nutzenbringend, um einen erfolgreichen Strukturentwicklungsprozess anzustreben und die Gesundheitsregionen zukünftig als Steuerungsinstrument für gesündere Lebenswelten zu verstehen. Referenzen beim Verfasser.