Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0036-1586678
Indikatoren der Akzeptanz von „E-Mental Health“ in der Allgemeinbevölkerung: Ein systematisches Review zu Einstellungen und Präferenzen zur Online-Selbsthilfe
Hintergrund & Zielsetzung: Ein effizienter Einsatz von E-Mental-Health bzw. digitalen Technologien und neuen Medien im Bereich psychischer Gesundheit [1] erfordert die Klärung von Zugangsbarrieren wie auch der Technologie-Akzeptanz (vgl. [2]) in der Bevölkerung. So können Präferenzen und Einstellungen [3] zur Vorhersage psychologischer Hindernisse bei der Dissemination sowie Implementierung von E-Mental-Health-Programmen in die Gesundheitsversorgung beitragen [4]. Ziel dieses Reviews war es daher, den internationalen Forschungsstand zur Akzeptanz von E-Mental-Health bzw. Online-Selbsthilfe in der Allgemeinbevölkerung zu explorieren.
Methoden: Über elektronische Datenbanken (PubMed, PsychInfo, PSYNDEX, PsycARTICLES) wurden deutsch- und englischsprachige Publikationen von 01/2005 bis 12/2015 systematisch gesucht und qualitativ evaluiert. Die Suchbegriffe umfassten „e-mental“, „Internet-based“ (+mental, acceptability, attitudes, preferences) und „help-seeking“ (+online +mental). Eingeschlossen wurden nicht-klinische Fragebogenstudien zur bevölkerungsweiten Akzeptanz von E-Mental-Health-Interventionen.
Ergebnisse: Von insgesamt 554 Datenbanktreffern waren die meisten (n = 530) redundant oder ungeeignet zur Beantwortung der Forschungsfragen. Eine genaue Überprüfung der verbliebenen Studien (n = 24) führte zum Ausschluss von weiteren 17 Publikationen. Die eingeschlossenen Originalarbeiten (n = 7 [3 – 9]) umfassten Stichprobengrößen zwischen 217 und 4.758 Personen (Altersspannen: 14 bis 95 Jahre). Davon stammten fünf Studien aus Australien [3,5,7 – 9] und jeweils eine aus England [3] sowie Deutschland [6]. Zusammengefasst weist die Forschungsliteratur gemischte Befunde zu Akzeptanzindikatoren auf, die je nach E-Mental-Health-Format variierten. Trotz der größtenteils positiv bewerteten Nützlichkeit von Online-Selbsthilfeangeboten [7,9], überwog eine geringe Bereitschaft zur zukünftigen Nutzung bzw. eine Präferenz für Face-to-Face- gegenüber E-Mental-Health-Angeboten [4,8]. Bei Online-Interventionen wurden professionell begleitete Programme bevorzugt [3,8]. Als Motive zur E-Mental-Health-Nutzung wurden u.a. Anonymität und orts- und zeitunabhängige Einsatzmöglichkeiten berichtet [6]. Zudem ergaben sich Hinweise auf den positiven Einfluss von E-Awareness und Informationen auf Einstellungen gegenüber Online-Programmen [3].
Diskussion: Gegenwärtig ist die Evidenzbasis zur Akzeptanz von E-Mental-Health aus der „Nutzerperspektive“ begrenzt. Insgesamt liefert die Forschungsliteratur jedoch Hinweise auf Möglichkeiten zur Verbesserung der Passung zwischen individuellen Bedürfnissen und Angebots- sowie Versorgungsstrukturen. Zu den Limitierungen der Studien gehören der Einsatz nicht-validierter Instrumente und die erschwerte Übertragbarkeit internationaler Studienbefunden auf die Verhältnisse im deutschen Gesundheitssystem.
Fazit & Praxisrelevanz: Institutionen und Fachkräfte im Gesundheitswesen können über die Bereitstellung von evidenzbasierten, allgemein verständlichen Gesundheitsinformationen zu E-Mental-Health Ratsuchenden eine erste Orientierung bieten und so gezielt zu informierten Entscheidungen beitragen. Referenzen beim Verfasser.