Z Gastroenterol 2016; 54 - FV09
DOI: 10.1055/s-0036-1586773

Mangelernährungsassessment bei gastroenterologischen Patienten: Zusammenhang zwischen Subjektive Global Assessment, bioelektrischer Impedanzanalyse und Surrogatparametern für eine praktikable Anwendung

B Knappe-Drzikova 1, S Maasberg 1, D Vonderbeck 1, A Sturm 1, A Pascher 2, B Wiedenmann 1, UF Pape 1
  • 1Medizinische Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie, CCM und CVK – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, CCM und CVK, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

Einleitung: Das Subjektive Global Assessment (SGA) ist eine validierte Methode zur Erfassung des Ernährungszustandes (EZ). Sowohl Körpergewicht als auch anthropometrische Parameter werden als valide Instrumente zur Identifizierung von Gewichtsverlust und quantitativen Körpersubstanzverlusten zur Diagnostik von Mangelernährung (ME) eingesetzt. Die bioelekrische Impedanzanalyse (BIA) liefert auch qualitativen Aussagen über den EZ des Patienten.

Ziele: Das Ziel unserer Studie war, den Zusammenhang zwischen SGA, BIA-Parametern und ME bei hospitalisierten gastroenterologischen Patienten zu untersuchen.

Methodik: Bei 616 Patienten (benigne Erkrankung: n = 361, 58,6%; maligne: n = 255, 41,4%) wurde von 2012 – 2014 der klinische Ernährungsstatus erhoben. Die Patientenkohorte wurde mittels Gewicht, Größe, BMI, SGA, Albumin, Transferrin, NRI sowie BIA (Phasenwinkel PhA, ECM/BCM-Index) charakterisiert.

Ergebnis: Gemäß SGA waren 256 Patienten (41,5%) gut (SGA A) und 355 Patienten (57,6%) der Gesamtgruppe mangelernährt (SGA B+C). In der Gruppe ohne ME war der PhA signifikant höher mit 5,5 °± 1,1 im Vergleich zur Gruppe SGA B+C mit 3,95 °± 1,1 (p < 0,001). Patienten mit manifester ME (SGA B+C) hatten signifikant schlechtere Resultate bei Albumin (34,2 ± 7,6 vs. 40,8 ± 5,8; p < 0,001), Transferrin (186,6 ± 67,7 vs. 258,5 ± 61,1; p < 0,001), ECM/BCM Index (1,8 ± 0,9 vs. 1,1 ± 0,3; p < 0,001) sowie NRI (p < 0,001). Ein PhA von 4,0 ° (SGA B+C) war zu 50% spezifisch und zu 93% sensitiv zum Ausschluss einer ME. Eine ROC-Analyse (0,837 ± 0,017; 95% CI 0,804; 0,869; p < 0,001) des PhA der Kohorte erbrachte einen PhA cut-off-Wert für ME von 4,85 ° für Männer (Sensitivität 79,2%; Spezifität 73,0%) und von 4,44 ° für Frauen (Sensitivität 84,5%; Spezifität 72,0%).

Schlussfolgerung: ME ist bei hospitalisierten Patienten mit gastroenterologischen Erkrankungen prävalent und mit erhöhter Morbidität sowie einer schlechteren Prognose verbunden. Zusätzlich zum zeitaufwändigen SGA bietet die BIA eine gleichwertige, einfache und objektive Beurteilungsoption (auch im zeitlichen Verlauf). Die zeitgleiche Benutzung dieser beiden Methoden kann zur Optimierung der adäquaten Therapie beitragen.