Z Gastroenterol 2016; 54 - KV029
DOI: 10.1055/s-0036-1586806

Erstmaliges Auftreten schwerer extraintestinaler Manifestationen nach fäkalem Mikrobiomtransfer bei einer Patientin mit Morbus Crohn und refraktärer Clostridieninfektion

N Teich 1, M Weber 2, A Fischer 2, A Stallmach 2
  • 1Internistische Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Jena, Medizinische Klinik IV, Jena, Deutschland

Einleitung: Der fäkale Mikrobiomtransfer (FMT) ist eine etablierte Therapie der Clostridium-difficile-Infektion nach Versagen einer sequentiellen Antibiotikatherapie. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist die FMT aufgrund inkonsistenter Studienlage gegenwärtig keine Leitlinienempfehlung. Wir berichten hier über die Induktion eines schweren Morbus-Crohn-Schubes mit ausgeprägten extraintestinalen Manifestationen durch FMT.

Fallbericht: Eine 31-jährige Patientin mit Ileocolitis Crohn ohne bisher aufgetretene extraintestinale Manifestationen erhielt wegen eines steroidabhängigen Verlaufs und Thiopurinversagens seit August 2013 Adalimumab und kam in steroidfreie Remission. Im März 2014 kam es zum erstmaligen Auftreten einer wässrigen Diarrhö mit Nachweis von Clostridientoxin (CDT) im Stuhl. Die Infektion wies unter der sequentiellen Therapie mit Metronidazol, Rifampicin und mehrfach Vancomycin klinische Rezidive bei erneutem Nachweis von CDT auf. Wir empfahlen daher off-label Fidaxomycin oder eine FMT. Die FMT am 22.5.2015 erfolgte via Instillation ins Zökum.

Am Tag 5 nach FMT klagte die Patientin über Bauchschmerzen, Arthralgien und ausgeprägte große Erythema nodosa; CDT war nicht nachweibar. Nach Steroidtherapie kam es zu einer raschen Besserung der extraintestinalen Symptomatik und einem Abfall des CRP von 102 mg/l auf 18 mg/l. Drei Monate später kam es zu einem erneuten steroidsensiblen Schub des Morbus Crohn ohne Nachweis von CDT und ohne erneute extraintestinale Manifestationen. Durch Umstellung von Adalimumab auf Infliximab wurde eine bislang stabile klinische Remission induziert; CDT war nicht wieder nachweisbar.

Schlussfolgerung: Eine FMT kann einen schweren M. Crohn-Schub mit bislang unbekannten extraintestinalen CED-Manifestationen induzieren. Bei Patienten mit prädisponierenden Erkrankungen einer inadäquaten immunologischen Antwort (wie z.B. Morbus Crohn) sollte eine FMT daher mit besonderer Vorsicht und längerer stationärer Überwachung erfolgen.