Z Gastroenterol 2016; 54 - KV038
DOI: 10.1055/s-0036-1586815

Chirurgische Therapie der Colitis ulcerosa: Wie beurteilen die Patienten das Behandlungsergebnis?

J Gröne 1, EM Lorenz 1, C Seifarth 1, H Seeliger 1, M Kreis 1, M Müller 1, 2
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
  • 2Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Chirurgie – Vizeralchirurgie und Minimal-Invasive Chirurgie, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Die restaurative Proktokolektomie als Standardverfahren der operativen Therapie bei therapierefraktärer Colitis ulcerosa (CU) verbessert die Lebensqualität von Patienten. Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen, ob und unter welchen Voraussetzungen mit einer früh-elektiven Operation dem Patientenwunsch entsprochen wird. Außerdem sollte analysiert werden, welche Informationsquellen die Patienten nutzen, wie die Patienten das Aufklärungsgespräch und ihr Mitbestimmungsrecht beurteilen und wie das Operationsergebnis bewertet wird.

Methodik: Zwischen 2000 und 2013 wurde bei 193 CU Patienten eine restaurative Proktokolektomie durchgeführt. Die patientenzentrierten Daten wurden prospektiv mithilfe eines standardisierten Fragebogens ermittelt.. Die Rücklaufquote von 58,9%.

Ergebnisse: Fast 50% der CU Patienten befassten sich präoperativ Monate (35,8%) und sogar Jahre (16,5%) mit der Thematik einer möglichen Operation. Die wichtigste Informationsquelle war der Arzt (89,0%), gefolgt vom Internet (58,7%). 79,8% der Befragten fühlten sich im Nachhinein bezüglich der Operation ausreichend aufgeklärt und 62,6% durften laut eigenen Angaben den Operationszeitpunkt mitbestimmen. Das Operationsergebnis wurde im Schnitt mit „Gut“ bewertet (MW 2,2 ± SD 1,3). 8% hätten, wenn möglich, zu einem späteren Operationszeitpunkt tendiert. Diese Patienten hatten signifikant häufiger einen komplizierten postoperativen Verlauf (p = 0,04). 49% der CU Patienten empfanden den tatsächlichen Operationszeitpunkt als optimal. 43% hätten sich im Nachhinein früher operieren lassen, wenn sie von der Möglichkeit einer Operation gewusst hätten (42,6%) bzw. weniger Angst (55,3%) gehabt hätten. Als Prädiktor für den Wunsch einer früh-elektiven Operation wurde der therapierefraktäre Verlauf ermittelt (p = 0,014).

Schlussfolgerung: CU Patienten mit einem therapierefraktären Verlauf, Unverträglichkeiten auf die medikamentöse Therapie oder Incompliance sollten zeitnah im Behandlungsverlauf chirurgisch vorgestellt werden. Die frühzeitige Beratung der Patienten über die Operation als Alternative zur Ausweitung der medikamentösen Therapie wird dem Wunsch des CU-Patienten nach Selbstbestimmung gerecht.