Z Gastroenterol 2016; 54 - KV042
DOI: 10.1055/s-0036-1586818

Erste Tübinger Zentrums – Erfahrungen in der Behandlung von Kurzdarmsyndrom-Patienten mit dem GLP-2-Analogon Teduglutide

M Schöler 1, S Bernhard 1, T Klag 1, H Mühlberg 2, N Malek 1, M Götz 1, J Wehkamp 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Tübingen, Deutschland
  • 2Healthcare at Home, Weinheim, Deutschland

Einleitung: Teduglutide konnte in Phase-III- Studien den Bedarf an parenteraler Ernährung von Kurzdarmsyndrom-Patienten signifikant verringern. Seit der Markteinführung 2014 haben wir 15 Patienten an unserem Zentrum behandelt.

Ziele: Die systematische Erfassung und Auswertung von Parametern der Darmfunktion und klinischem Befinden.

Methodik: Die Datenerfassung erfolgt mithilfe eines spezialisierten ambulanten Pflegedienstes. Regelmäßig erfasst werden Durstgefühl, Körpergewicht, orale Flüssigkeitszufuhr, Urinausscheidung, Stuhlfrequenz- und Stuhlkonsistenz sowie die parenterale Ernährung (Menge absolut und Tage/Woche). Die Reduktion der parenteralen Ernährung wird nach klinischen Parametern individuell vorgenommen.

Ergebnisse: Erhoben wurden Daten zu 11 der 15 Patienten. Alle Patienten wünschen eine Fortführung der Therapie und beschreiben eine subjektive Besserung ihrer Situation. Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug (Stand März 2016) 26,4 Wochen (7.0 – 56.0, SD 16.1). Alle fünf Patienten mit starkem Durstgefühl vor Therapiebeginn verloren dieses innerhalb der ersten vier Wochen. Bei vier Patienten konnte die parenterale Ernährung bisher stabil um einen Tag pro Woche reduziert werden. Nach 12 Wochen (n = 8, µ= 13.1, SD = 6,7, p < 0,05) und 24 Wochen (n = 7, µ= 14.4, SD = 8.7, p < 0,05) fand sind eine signifikante Reduktion der Stuhlfrequenz (baseline µ= 18.0, SD = 7.0). Alle Patienten beobachteten eine Verfestigung des Stuhlgangs. Körpergewicht, Urinausscheidung und Tage an parenteraler Ernährung änderten sich jedoch bisher nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Alle Patienten vertragen Teduglutide gut und wünschen die Fortführung. Frühe Marker für ein Ansprechen der Therapie scheinen eine Reduktion des Durstgefühls (sofern vorhanden 100%) sowie die frühe signifikante Reduktion der Stuhlfrequenz zu sein. Andere Marker der Darmfunktion wie Körpergewicht, Urinausscheidung und Bedarf an parenteraler Ernährung variieren stark und bedürfen einen größeren Beobachtungszeitraum. Die Reduktion der parenteralen Ernährung braucht Zeit und sollte nicht übereilt werden. Unabhängig von der Reduktion der parenteralen Ernährung berichten unsere Patienten teils schon nach kurzer Behandlungsdauer über eine deutliche subjektive Verbesserung ihrer Situation.