Z Gastroenterol 2016; 54 - KV096
DOI: 10.1055/s-0036-1586873

Neuartiges Hands-on-Trainingsphantom für Proktologie und Koloskopie

F Reichel 1, A Zipfel 1, R Ingenpaß 1, KE Grund 1, 2
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Experimentelle Endoskopie, Tübingen, Deutschland
  • 2Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland

Einleitung: Was die Ausbildung betrifft, ist die Proktologie immer noch ein Stiefkind. Es fehlt u.a. ein human-anatomisch korrektes Trainingsmodell, das die Nachteile von Biomodellen bzw. einfachen Plastikphantomen vermeidet, denn die vorhandenen Phantome entsprechen in Optik, Haptik, Anatomie, Physiologie und Intervenierbarkeit nicht den Anforderungen.

Ziel: Entwicklung eines kombinierten realitätsidentischen Trainingsphantoms für Diagnostik und Therapie in Proktologie und Koloskopie.

Methodik: Die schon etablierten Tübinger Phantome für flexible Endoskopie wurden zu einem modularen proktologischen Hands-on-Phantom mit patientenidentischer Optik und Haptik weiterentwickelt, das die komplexe Anatomie, Diagnostik und Therapie weitgehend patientenanalog repräsentiert (funktionsfähiger Sphinkter, Knochentastpunkte, Uterus/Prostata etc.) und so eine kombinierte proktologische Untersuchung mit Koloskopie sowie Interventionen an einem Phantom ermöglicht.

Ergebnis: Mit dem neuen Tübinger Proktophanten ist ein tiermaterialfreies Hands-on-Phantom entstanden, das den gesamten unteren GIT mit mukosalen Rektumgefäßen, Beckenboden, Sphinkter und Tastpunkten etc. anatomisch korrekt abbildet und sowohl palpatorisch als auch endoskopisch für Diagnostik und Therapie zugänglich ist. Individuelle Trainingskonfigurationen ermöglichen dabei unterschiedliche Szenarien, wobei verschiedene Pathologien (z.B. Polypen, Hämorrhoiden, Adenome, Prostatatumoren, Uterusmyome etc.) tastbar, sichtbar und vergleichbar werden. Besonderheiten sind ein speziell entwickelter Sphinkter und ein einfacher Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Modulen. Das Phantom wird nach ersten vielversprechenden Tests derzeit zur Serienreife entwickelt.

Schlussfolgerung: Der neu entwickelte Simulator ermöglicht erstmals eine vollständige proktologische sowie endoskopische Untersuchung im patientenanalogen Setting und damit eine effektivere ärztliche Ausbildung durch:

  • nachhaltige Trainingseffekte (humane Anatomie mit realistischer Haptik)

  • verschiedene Trainingssituationen und -level sowie Pathologien in modularem Aufbau

  • unlimitierte Wiederholbarkeit aller Interventionen

  • hygienisch und ethisch unbedenkliche Handhabung (tiermaterialfrei!), deshalb normales Equipment verwendbar.