Z Gastroenterol 2016; 54 - KV114
DOI: 10.1055/s-0036-1586891

Erfolgreiche Therapie einer fulminantem, gastralen Varizenblutung mittels Over-The-Scope-Clip (OTSC) – ein Fallbericht

K Wiemer 1, M Banasch 1
  • 1St. Elisabeth-Hospital Herten, Gastroenterologie & Allgemeine Innere Medizin, Herten, Deutschland

Einleitung: Fulminante Varizenblutungen erfordern eine rasche, im Idealfall endoskopische Therapie. Während Ösophagusvarizen vorzugsweise durch eine Gummibandligatur behandelt werden, steht bei gastralen Varizen die intravasale Injektion von Histoacryl im Vordergrund. Der Over-The-Scope-Clip (OTSC), der in seiner Anwendung und Funktionsweise Parallelen zur Gummibandligatur aufweist, hat einen festen Stellenwert in der Therapie fulminanter, nicht-variköser Blutungen. Varizenblutungen stellen bis dato eine Kontraindikation dar.

Fallbericht: Eine 45-jährige Patientin mit ätyltoxischer Leberzirrhose und Z.n. zweifacher Ösophagusvarizenblutung im Jahr 2013 stellte sich im September 2015 vor aufgrund dyspeptischer Beschwerden und mehrfachen Hämatinerbrechens. Die Ösophagusvarizen waren bei der inzwischen stabil-abstinenten Patientin im Jahr 2014 in mehreren Sitzungen mit gutem Langzeitergebnis ligiert worden.

Die Indexgastroskopie zeigte lediglich das Bild einer floriden, hämorrhagischen Gastritis mit wenigen Hämatinbelägen aber ohne Nachweis einer floriden Blutungsquelle. Nebenbefundlich fiel erstmalig ein prominentes, subkardiales Venenkonvolut kleinkurvaturseitig auf (gastroösophageale Varize Typ 1, GOV 1). Ein Varizenrezidiv im Ösophagus konnte ausgeschlossen werden. Therapeutisch wurde zunächst eine hochdosierte PPI-Therapie eingeleitet. Knapp 48 Stunden später wurde die Patientin durch massives Frischbluterbrechen auffällig. Gastroskopisch zeigte sich eine fulminante, F1a-Blutung im Bereich des subkardialen Venenkonvolutes.

Aufgrund der für eine gezielte, intravasale Histoacryl-Injektion schwierigen Lokalisation wurde ein primärer Vollwandverschluss mit einem Over-the-Scope-Clip (12/6 t) durchgeführt. Die Blutung konnte durch die Clip-Applikation unmittelbar terminiert werden. Das Zeitfenster zwischen primärer Detektion und Terminierung der Blutung lag bei unter 10 Minuten. Der stationäre weitere Verlauf war komplikationslos.

Schlussfolgerung: In der Akuttherapie gastraler Varizenblutungen könnte der Over-The-Scope-Clip (OTSC) eine Alternative zur etablierten Histoacryl-Injektion darstellen und sollte in der „Rescue“-Therapie nach Versagen anderer Therapiealternativen erwogen werden.