Z Gastroenterol 2016; 54 - KV150
DOI: 10.1055/s-0036-1586926

Interdisziplinäre Refluxzentren (RZ): Erfahrungen in einer klinik- und sektorenübergreifenden Einrichtung

J Labenz 1, G Labenz 2, DP Borkenstein 1, D Stephan 3, F Willeke 3
  • 1Diakonie-Klinikum Jung-Stilling Krankenhaus, Medizinische Klinik, Siegen, Deutschland
  • 2Medizinisches Zentrum am Siegerlandflughafen, Refluxzentrum Siegerland, Burbach, Deutschland
  • 3St. Marien-Krankenhaus, Chirurgische Klinik, Siegen, Deutschland

Einleitung: Patienten mit GERD werden in allen Sektoren des deutschen Gesundheitssystems versorgt. Die Betreuung erfolgt im Regelfall aber parallel und nicht strukturiert interdisziplinär. Zur besseren Versorgung von Patienten mit “problematischer GERD” wurde im November 2014 das Refluxzentrum Siegerland gegründet, in dem Ernährungsmedizin, Gastroenterologie und Viszeralchirurgie sektoren- und klinikübergreifend zusammenarbeiten.

Ziele: Charakterisierung der Patienten, die ein RZ aufsuchen und Analyse des Managements.

Methodik: In einem strukturierten Erstgespäch werden neben der Allgemeinanamnese und Lifestyle-Daten typische und atypische Symptome der GERD einschließlich Stärke (10-Punkt-Likert-Skala) und Häufigkeit, Vordiagnosen und Vorbehandlungen einschließlich Wirksamkeit und Verträglichkeit erfasst. Es erfolgt dann eine interdisziplinäre Besprechung der weiteren Empfehlung (Refluxboard). Im Falle einer weiteren Diagnostik werden die Ergebnisse im Refluxboard diskutiert und eine konsentierte Empfehlung ausgesprochen. Alle Patientendaten werden prospektiv in einer Datenbank erfasst.

Ergebnis: In den ersten 15 Monaten konsultierten 186 Patienten das RZ, 56% wurden von ihrem Hausarzt überwiesen und 44% kamen aus eigenem Antrieb. 93% waren unzufrieden mit ihrer bisherigen Behandlung. 36% hatten eine gesicherte und weitere 52% eine wahrscheinliche GERD, bei 6% war bereits eine Antireflux-OP erfolgt und weitere 6% hatten unspezifische Beschwerden. Von Patienten mit gesicherter/wahrscheinlicher GERD nahmen 76% einen PPI. Bei 21% der Patienten konnte die PPI-Therapie korrigiert werden (z.B. Dosierung, korrekte Einnahme). In 63% der Fälle wurde eine weiterführende Diagnostik empfohlen. Bei 71% der Patienten, bei denen bisher eine Impedanz-pH-Metrie durchgeführt wurde, fand sich ein pathologischer Säurereflux. Insgesamt wurde 22 Patienten ein operativer Eingriff empfohlen. Dies war häufig eine Stimulationstherapie des unteren Ösophagussphinkters (bisher 11 Implantationen).

Schlussfolgerung: Ein interdisziplinäres RZ wird von Patienten und zuweisenden Ärzten angenommen. Im wesentlichen kamen Patienten, die mit ihrer bisherigen Therapie unzufrieden waren. Häufig konnte die Ursache geklärt und eine Lösung zur Verbesserung gefunden bzw. angeboten werden.