Z Gastroenterol 2016; 54 - KV168
DOI: 10.1055/s-0036-1586944

Chirurgie ist der antibiotischen Behandlung bei der akuten, unkomplizierten Appendizitis überlegen: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse kontrollierter Studien (PROSPERO 2015:CRD42015016882)

JC Harnoss 1, 2, I Zelienka 1, P Probst 1, 2, K Grummich 2, C Müller-Lantzsch 1, JM Harnoss 1, A Ulrich 1, MW Büchler 1, 2, MK Diener 1, 2
  • 1UniversitätsKlinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Heidelberg, Deutschland

Einleitung: Hinsichtlich der Effektivität und Sicherheit besteht eine internationale Debatte über den Vorteil der chirurgischen gegenüber der konservativen Behandlung der akuten Appendizitis.

Ziele: Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse war, die verfügbare Evidenz bezüglich Effektivität und Sicherheit der chirurgischen versus der konservativen Behandlung der akuten Appendizitis zu untersuchen.

Methodik: Zur Identifikation randomisierter und nicht-randomisierter kontrollierter Studien wurde bis einschließlich Januar 2016 eine systematische Literaturrecherche (Cochrane Library, Medline, Embase) durchgeführt. Nach kritischer Durchsicht wurden die Daten mittels Mantel-Haenszel Test, Kalkulation der Risk Ratio (RR) oder der Mean Difference (MD) mit 95% Konfidenz Intervall (KI) analysiert.

Ergebnis: Acht Studien (2551 Patienten) wurden inkludiert. 26.5% der Patienten in der konservativen Gruppe wurden innerhalb eines Jahres appendektomiert. Die daraus resultierende Behandlungseffektivität von 72.6% war signifikant niedriger als 99.4% in der chirurgischen Gruppe (RR 0.75; 95% KI 0.7 – 0.79; p = 0.00001; I2= 62%). Auch der Komplikations-freie Behandlungserfolg war signifikant häufiger in der chirurgischen Gruppe (RR 0.78; 95% KI 0.72 – 0.83; p < 0.00001; I2= 16.2%). Die Inzidenz postoperativer Komplikationen war vergleichbar (RR 0.95; 95% KI 0.35 – 2.58; p = 0.91; I2= 0%), während die Inzidenz unerwünschter Nebenwirkungen in der antibiotisch behandelten Gruppe signifikant höher war (RR 3.18; 95% KI 1.63 – 6.21; p = 0.0007; I2= 1%). Randomisierte Studien zeigten eine signifikant längere Krankenhausverweildauer in der antibiotisch behandelten Gruppe (RR 0.3 days; 95% KI 0.07 – 0.53; p = 0.009; I2= 49%).

Zusammenfassung: Bei der akuten, unkomplizierten Appendizitis ist die Appendektomie der antibiotischen Behandlung in Bezug auf Effektivität und Sicherheit überlegen und sollte daher Gold Standard sein.

Hinweis: Dieser Abstract ist in anderer Form bereits im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (April 2016) publiziert worden.