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DOI: 10.1055/s-0036-1586973
Alkohol-Aufnahme bei Kindern: Lebensmittel wesentlich relevanter als pflanzliche Arzneimittel
Einleitung: Dass flüssige Darreichungsformen von Arzneimitteln, die wegen der stufenlos möglichen Dosisanpassung für Kinder besonders gut geeignet sind, in vielen Fällen Alkohol enthalten, ist regelmäßig Anlass für kritische Fragen.
Ziele: Daher sollte geklärt werden, welchen Anteil Arzneimittel an der Alkoholexposition in dieser Altersgruppe haben, verglichen mit der alltäglichen Aufnahme mit den üblichen Lebensmitteln.
Methodik: Durch Auswertung von Daten aus der Anwendung pflanzlicher Flüssigarzneimittel und durch Erstellung eines Szenarios für die Exposition durch Lebensmittel auf Basis analytischer Daten wurden Expositionswerte für ein 6-jähriges Kind ermittelt.
Ergebnis: Mit den in diesem Alter üblichen Einzeldosen pflanzlicher Flüssigarzneimittel werden zwischen 70 und 180 mg Alkohol aufgenommen, was bei 3mal täglicher Einnahme 210 – 540 mg, bzw., auf ein Körpergewicht [KG] von 20 kg bezogen, 10,1 – 27,0 mg/kg KG entspricht [1]. Eine Auswertung der Nebenwirkungen dieser Arzneimittel aus nicht interventionellen Studien an 50.000 Kindern und der Spontanmeldungen aus der Anwendung an ca. 3 Mio. Kindern ergab keinerlei alkoholbezogene hepatische oder andere Nebenwirkungen.
Um die Exposition durch bei Kindern übliche Lebensmittel zu ermitteln, wurde deren Alkoholgehalt analysiert. In Fruchtsäften wurden bis zu 770 mg/L nachgewiesen, in Bäckereiprodukten bis zu 1200 mg/100 g [3]. Auf dieser Basis wurde ein Szenario für die mittlere Alkoholexposition basierend auf Verzehrdaten aus den USA und Deutschland entwickelt.
Die so ermittelte mittlere Alkoholexposition betrug 10,3 mg/kg KG. Wurde eine Aufnahme im oberen Bereich dieses Szenarios angenommen, waren dies 12,5 – 23,3 mg/kg KG.
Schlussfolgerung: Demnach liegt die Alkoholexposition mit pflanzlichen Arzneimitteln bei Kindern in einer vergleichbaren Größenordnung mit der alltäglichen Exposition mit üblichen Lebensmitteln.
Aus dieser Sicht ist es schlüssig, dass bei der Anwendung dieser Arzneimittel keine alkoholbezogenen Nebenwirkungen auftraten. Die Alkoholexposition aufgrund der Einnahme dieser Arzneimittel gibt also keinen Anlass für besondere toxikologische Bedenken.
[1] Kelber O et al. 2007, PharmInd; [2] Kelber O et al. 2016, Wien Med Wochenschr, im Druck; [3] Gorgus E et al. 2016, J Analyt Toxicol, im Druck