Z Gastroenterol 2016; 54 - KV498
DOI: 10.1055/s-0036-1587274

Präoperative Gallengansdrainage bei malignem Verschlussikterus bewirkt eine Veränderung des biliären Mikrobioms und aggraviert die Resistenz gegen Antibiotika

F Scheufele 1, L Aichinger 1, C Jäger 1, S Schorn 1, R Schirren 1, L Calavrezos 1, M Erkan 2, J Kleeff 3, H Friess 1, G Ceyhan 1
  • 1Chirurgische Klinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • 2Koc Üniversitesi, Surgery, Istanbul, Turkey
  • 3Royal Liverpool University Hospital, Liverpool, Großbritannien

Einleitung: Patienten mit malignem Verschlussikterus erhalten präoperativ häufig eine Gallengansdrainage. Neue Studien zeigten jedoch eine Zunahme an postoperativen Komplikationen, u.a. durch Zunahme an Wundinfektionen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der Einfluss einer internen Gallengansdrainage auf das biliäre Mikrobiom ein wichtiger Faktor, der lange Zeit auch in Bezug auf die postoperative Therapie zu sehr im Hintergrund stand.

Methoden: Aus diesem Grund führten wir eine retrospektive Datenbankanalyse von Patienten mit malignem Verschlussikterus von 07/2007 – 07/2014 durch. Gallengangsabstriche wurden direkt nach Absetzten des Gallengans entnommen und einer mikrobiologisch untersucht. Die postoperativen Komplikationen wurden nach der Clavien-Dindo Klassifikation sowie der ISGPF eingeordnet.

Ergebnisse: Die Datenbankanalyse ergab 164 (60,3%) drainierte und 108 (39,7%) nicht drainierte Patienten. Die Kontamination der Gallenflüssigkeit war in Patienten mit präoperativer Gallengangsdrainage deutlich erhöht (97.6% vs. 20.4%; p < 0.001). Außerdem zeigte sich ein Wechsel des biliären Mikrobioms mit einem E. coli dominierten Spektrum in nicht drainierten Patienten (45.5% vs. 20%; p < 0.05) zu einer Vermehrung von E. faecalis (9.0% vs. 38.1%; p < 0.01) und E. cloacae (0% vs. 18.8%; p < 0.05). Zusätzlich zeigte sich ein Zuwachs der Antibiotikaresistenz gegen Ampicillin/Sulbactam (61.9% vs. 18.2%; p < 0.001), Piperacillin/Tazbactam (27.5% vs. 0%; p < 0.01), Ciprofloxacin (28.5% vs. 5.3%; p < 0.05) und Imipenem (25.8% vs. 0%; p < 0.01). Des Weiteren traten nach pröoperativer Drainage Wundinfektionen häufiger auf (5.8% vs. 21.2%; p < 0.001), wobei die Regressionsanalyse ergab, dass eine Kontamination mit E. faecalis (p = 0.011), E. faecium (p < 0.01), Klebsiella (p = 0.014) oder Citrobacter (p = 0.001) mit einer erhöhten Wundinfektionsrate vergesellschaftet war.

Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt die entscheidende Rolle einer präoperativen Gallengansdrainage bei der Entwicklung postoperativer Komplikationen. Dies wird u.a. durch eine Veränderung des biliären Mikrobioms mit erhöhten Antibiotikaresistenzraten hervorgerufen.