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DOI: 10.1055/s-0036-1592871
Psychologische und biologische Einflussfaktoren auf den Wunsch einer primären Schnittentbindung ohne absolute medizinische Indikation – Eine prospektive Studie
Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, psychologische Faktoren, wie Persönlichkeitsmerkmale und kognitiven Verarbeitungsstil, zusammen mit dem Einfluss des sozialen Umfeldes und biologischen Parametern bei Frauen mit dem Wunsch eines Kaiserschnitts ohne absolute medizinische Indikation zu untersuchen.
Material und Methoden: Es wurden 93 Frauen, welche ohne absolute medizinische Indikation einen Kaiserschnitt wünschten (Studienkollektiv), eingeschlossen. Einhundertneun Frauen mit dem Wunsch nach einem Spontanpartus dienten als Vergleichskollektiv. Präpartal wurden Persönlichkeitsmerkmale (Hexaco), Ambiguitätstoleranz (PNS, PFI, NFC), allgemeine Ängstlichkeit (STAI) und Geburtsangst (W-DEQ) sowie soziale Unterstützung (F-SOZU) erfasst. Zudem wurden die Schmerztoleranz und psychische Belastung während der letzten 12 Wochen durch die Bestimmung des Cortisolspiegels im Haar gemessen.
Ergebnisse: Die Patientinnen des Studienkollektivs berichteten eine geringere soziale Unterstützung (F-SOZU: 2,99 ± 0,52 vs. 3,12 ± 0,32; p = 0,043) sowie eine positivere Bewertung (2,20 ± 0,91 vs. 2,54 ± 0,84; p = 0,006) jedoch eine geringere positive Antizipation (3,18 ± 1,18 vs. 2,83 ± 0,79; p = 0,015) der Geburt als das Kontrollkollektiv. Das Studienkollektiv war weniger offen für neue Erfahrungen (3,08 ± 0,57 vs. 3,2642 ± 0,50; p = 0,016) und weniger extrovertiert (p = 0,041). Die Druckschmerzmessung ergab im Studienkollektiv eine höhere Schmerzschwelle als im Kontrollkollektiv (5,07 ± 2,06 vs. 4,35 ± 1,38; p = 0,007), während kein Unterschied in der Cortisolkonzentration im Haar nachweisbar war.
Zusammenfassung: Psychologische und psychosoziale Faktoren wie das soziale Umfeld, Persönlichkeitsmerkmale und Ängstlichkeit sowie biologische Parameter kennzeichnen Frauen mit dem Wunsch einer primären Schnittentbindung ohne absolute medizinische Indikation. Sie stellen mögliche Ansatzpunkte für Interventionsmöglichkeiten dar, um die Rate an primären Schnittentbindungen ohne medizinische Indikation zu reduzieren.