Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P483
DOI: 10.1055/s-0036-1592909

Schwangerschaftsverlauf bei Adoleszenten und jungen Erwachsenen in Deutschland – eine retrospektive Datenbankanalyse

M Ziller 1, 2, I Sechet 2, G Macharey 3, K Kostev 2, 4, V Ziller 2
  • 1Medizin Marburg Mitte, Praxis May Ziller, Marburg, Deutschland
  • 2UKGM Marburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Schwerpunkt gyn. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Marburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinium Helsinki, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Helsinki, Finnland
  • 4IMS HEALTH GmbH & Co. OHG, Frankfurt, Deutschland

Zielsetzung: Schwangerschaften bei Adoleszenten gelten nach wie vor als risikobehaftet. In Deutschland waren bislang nur Abschätzungen aufgrund der Geburten- und Abtreibungserhebung ohne Beurteilung des eigentlichen Schwangerschaftsverlaufs möglich. Die vorliegenden Studien zu dieser Thematik basieren auf Umfragen oder retrospektiven Krankenaktenanalysen mit entsprechend geringer Fallzahl. Mit der IMS Disease Analyzer Datenbank besteht eine validierte Möglichkeit in Deutschland epidemiologische Untersuchungen durchzuführen. Ziel dieser retrospektiven Datenbankanalyse war es den Schwangerschaftsverlauf bei Adoleszenten und jungen Erwachsenen zu untersuchen.

Methoden: Die Studie basiert auf der IMS-Disease-Analyzer® Datenbank. Die Validität und Repräsentativität der Daten sind hinreichend belegt. Primärer Endpunkt waren die Zusammenhänge von Alter und den typischen, Schwangerschaftsabhängigen und -induzierten Erkrankungen und prä- und peripartalen Komplikationen. Es wurden drei Altersgruppen gebildet und diverse Faktoren mittels logistischer Regressionsanalyse analysiert. Ausgeschlossen wurden u.a. Schwangere mit induziertem Abort und Mehrlingsschwangerschaften.

Ergebnisse: Es konnten aus 14720 Schwangerschaften bei Frauen unter 24 Jahren 695 unter 18 Jahren mit 2722 18 – 19-Jährigen und mit 6771 20 – 24-Jährigen verglichen werden. Unter 18 Jahren traten häufiger Spontanaborte (1,66, 1,35 – 2,05, p < 0,001, 19,1%, 12,9%, 10,9%) und psychische Krankheiten (1,35, 1,04 – 1,75, p < 0,05, 10,5%, 9%, 9,1%) v.a. im Bereich der neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (21,9%, 16,6%, 16,2%) auf. Die unter 18-jährigen Schwangeren zeigten insgesamt signifikant geringere Raten an schwangerschaftsassoziierten Erkrankungen.

Diskussion: In dieser Studie konnte erstmals deutschlandweit der Schwangerschaftsverlauf bei Jugendlichen in der gynäkologischen Praxis untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass bei Adoleszenten zwar mehr Aborte und psychische Erkrankungen aber im Verlauf insgesamt seltener unerwünschte Ereignisse in der Schwangerschaft auftraten.