Handchir Mikrochir Plast Chir 2017; 49(01): 67-68
DOI: 10.1055/s-0036-1597213
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stellungnahme

Benedikt J. Braun
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. April 2017 (online)

von Dr. Braun auf den Leserbrief von Dr. Funk bzgl. seiner Arbeit Braun BJ, Veith NT, Frueh FS, Klein M, Knopp W, Pohlemann T. Die Rettungsoperation mittels Mini TightRope® bei schmerzhafter Proximalisierung des 1. Mittelhandknochens nach Trapezektomie. Handchir Mikrochir Plast Chir 2016; 48:300–305. Diese Stellungnahme ist unter Mitwirkung aller Ko-Autoren der Originalpublikation entstanden.

Herr Dr. Funk weist mit seiner Stellungnahme auf einen wichtigen Punkt hin. Eine Überstreckung im Metakarpophalangealgelenk des Daumens besteht häufig in Folge einer fortgeschrittenen Rhizarthrose. Diese Überstreckbarkeit kann nach Operationen am Sattelgelenk weiter bestehen, ist jedoch bei ausreichender Beweglichkeit karpometakarpal funktionell unbedeutend.

Wie in den Methoden beschrieben wurde bei unseren Patienten zur Revision eine ausgedehnte weichteilige und knöcherne Mobilisation der Basis des 1. Mittelhandknochens vorgenommen [1]. Dadurch ließ sich in allen Fällen mit einer Flexionskontraktur des 1. Strahls intraoperativ passiv eine Mobilisierung auch des 1. Metakarpophalangealgelenkes erreichen (dynamische Fehlstellungen). Um eine erneute Sinterung im weiteren Verlauf weitestgehend zu verhindern, haben wir uns in unserer Studie auf die Fixierung mit dem Mini TightRope® System beschränkt. Studien haben diesbezüglich einen äquivalenten Effekt zur Fixationsstärke von K-Drähten gezeigt. Dies bietet, kombiniert mit der durchgeführten operativen Mobilisation ohne lange postoperative Ruhigstellung die Grundlage für die gute Beweglichkeit nach Mini TightRope® – Suspensionen. Diesen Effekt konnten weitere Arbeiten zur primären Resektionsarthroplastik mit dem Mini TightRope® mit gleichsam kurzer Ruhigstellungszeit unlängst schon belegen [2]. Die Überstreckbarkeit im Grundgelenk wurde bewusst nicht adressiert, da das Hauptproblem der Patienten mit langer leidvoller Vorgeschichte der karpometakarpale Schmerz war. Die Überstreckbarkeit im Grundgelenk wurde weder vor der Suspension noch in der Nachbeobachtungszeit als schmerzhaft angegeben. Eine zusätzliche, nicht unerhebliche Intervention an einem „asymptomatischen“ Gelenk halten wir, auch retrospektiv betrachtet, in keinem der in unserer Arbeit untersuchten Fälle für erforderlich.

Ungeachtet dessen sind die in der Technikbeschreibung gezeigten Ergebnisse sicherlich ermutigend und in Einzelfällen eine interessante Behandlungsalternative [3]. Eine abschließende Analyse, welchen Anteil des Ergebnisses die Resektionsarthroplastik oder die Raffung und Fixation des Metakarpophalangealgelenkes ausmachen, ist auf Grund einer fehlenden Kontrollgruppe aber nicht möglich. Liegt nur eine dynamische, asymptomatische Fehlstellung wie in unserem Kollektiv vor, so ist in unseren Augen keine weitergehende Versorgung notwendig. Liegt eine statische, eigenständig schmerzhafte Deformierung vor, die durch die Herstellung der Achse nicht zu korrigieren ist, kann die genannte Technik eine wertvolle Ergänzung darstellen.

Grundsätzlich erachten wir es als schwierig, eine Technik als überlegen zu einer anderen zu bezeichnen. Die in unserer sowie in der Stellungnahme zitierten Arbeiten sind monozentrische Arbeiten mit sehr niedrigen Fallzahlen, die meist eine einzelne Technik beschreiben. So kommen auch aktuelle Cochrane Reviews - bei insgesamt niedrigem Evidenzgrad - zu dem Ergebnis, dass keine zur Primärversorgung bisher beschriebene Technik der nächsten als überlegen gelten kann[4]. Wir denken, dass bei solch einem vielschichtigen und gleichzeitig häufigem klinischen Problem wie der Rhizarthrose ein Vorgehen orientiert an den jeweils vorliegenden, patientenindividuellen Pathologien den Großteil des Ergebnisses ausmacht. Herr Dr. Funk weist daher richtigerweise auf eine weitere, das Spektrum des Handchirurgen erweiternde Technikbeschreibung hin, die das Problem statischer Z-Deformitäten mit guten Ergebnissen adressieren kann.

 
  • Literatur

  • 1 Braun BJ, Veith NT, Frueh FS. et al. Die Rettungsoperation mittels Mini TightRope® bei schmerzhafter Proximalisierung des 1. Mittelhandknochens nach Trapezektomie. Handchir Mikrochir Plast Chir 2016; 48: 300-305
  • 2 Cox CA, Zlotolow DA, Yao J. Suture button suspensionplasty after arthroscopic hemitrapeziectomy for treatment of thumb carpometacarpal arthritis. Arthroscopy 2010; 26: 1395-1403
  • 3 Qadir R, Duncan SF, Smith AA. et al. Volar capsulodesis of the thumb metacarpophalangeal joint at the time of Basal joint arthroplasty: a surgical technique using suture anchors. J Hand Surg Am 2014; 39: 1999-2004
  • 4 Wajon A, Vinycomb T, Carr E. et al. Surgery for thumb (trapeziometacarpal joint) osteoarthritis. Cochrane Database Syst Rev 2015; 2: CD004631 3