Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0036-1597848
Einfluss der Operationstechnik bei zervikalen Dekompressionen auf die Inzidenz von C5-Paresen
Publication History
Publication Date:
08 March 2017 (online)
Einleitung:
C5-Paresen nach zervikalen Fusionen sind eine häufig beschriebene Komplikation mit einem großen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. Unsere Studie eines großen Patientenkollektivs analysiert prospektiv die intraoperativen Einflussfaktoren auf das Auftreten postoperativer C5-Paresen.
Material und Methoden:
Patienten mit Operationen an der Halswirbelsäule von HWK1 bis BWK2 wurden in die Studie eingeschlossen. Ausgewertet wurden die Inzidenz und das Ausmass der C5-Parese sowie chirurgische Besonderheiten insbesondere im Hinblick auf die Operationstechnik und die eingeschlossenen Höhen (Koporektomie mit und ohne zusätzliche anteriore zervikale Diskektomie und Fusion (ACDF), ACDF allein und dorsale Instrumentation). Signifikante Prediktoren für eine C5-Parese wurden mittels multivariater Regressionsanalyse ermittelt.
Ergebnisse:
1718 Patienten mit insgesamt 2671 operierten Höhen wurden in die Studie eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug 60 Jahre, 47% der Patienten waren weiblich. Die Gesamtrate der C5-Paresen für alle Höhen nach Korporektomie war 11,2% (n = 68). 18,5% (n = 12) der Paresen traten bilateral auf. Wie zu erwarten stieg das Risiko mit dem Ausmaß der Operation an. Unterschiede zwischen ventralen und dorsalen Eingriffen bestanden nicht.
Die allgemeine Inzidenz der C5-Paresen für eine alleinige ACDF betrug 0,96% (n = 10). Eine C5-Parese trat nur auf, wenn die Höhe HWK4/5 betroffen war mit einem niedrigeren Risiko für Ein-Höhen-Operationen (HWK4/5 1,1%, HWK5/6 0,3%). Eine Ein-Höhen-Korporektomie in Kombination mit einer ACDF der Höhen HWK3 bis 6 zeigte signifikant geringere Pareseraten (p = 0,005) als eine Zwei-Höhen-Korporektomie, wo das häufigste Auftreten von C5-Paresen in unserer Patientenkohorte detektiert wurde (Korporektomie HWK5 und 6 (27,5%) und HWK4 und 5 (38,2%)). Die Alternative einer ACDF HWK4/5 und Korporektomie von HWK6 ging mit einem deutlich niedrigeren Pareserisiko einher (14,7%, p = 0,005).
Signifikante Prädiktoren für eine C5-Parese in der multivariaten Regressionsanalyse waren Korporektomien der Höhen HWK4 (OR 3,85, 95% CI: 1,91 – 7,76) und HWK5 (OR 3,44, 95% CI: 1,80 – 6,66). Nach einer Zwei-Höhen-Korporektomie trat eine Parese der Wurzel C5 mit einer Inzidenz von 20,8% auf, wenn die Höhen HWK3 bis 6 betroffen waren.
59% der Paresen bildeten sich vollständig zurück. Der Beginn der klinischen Verbesserung lag im Mittel bei 6,2 Tagen. Wenn sich eine Besserung der Parese innerhalb der ersten 7 Tage postoperativ einstellt, besteht eine deutlich bessere Prognose hinsichtlich einer vollständigen Erholung (78,9% vs. 47,1% Beginn der Verbesserung > 7 Tage, p < 0,05).
Diskussion:
Die Indikation einer erweiterten zervikalen Korporektomie, vor allem der Wirbelkörper HWK4 und HWK5, sollte aufgrund der hohen Inzidenz einer postoperativer C5-Parese sehr genau evaluiert werden. Bei Notwendigkeit der Dekompression von mehreren Höhen kann das Risiko durch eine Kombination von Korporektomie und ACDF reduziert werden.