Die Wirbelsäule 2017; 01(01): 66-68
DOI: 10.1055/s-0036-1597850
3. Vortragspreis
HWS
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Kortikospinale Reservekapazität: Reorganisation des motorischen Areals und der Erregbarkeit als neues pathophysiologisches Konzept bei cervikaler Myelopathie

A Zdunczyk
1   Klinik für Neurochirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
V Schwarzer
1   Klinik für Neurochirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
M Mikhailov
1   Klinik für Neurochirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
B Bagley
2   Klinik für Radiologie, University of California San Diego
,
T Rosenstock
1   Klinik für Neurochirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
T Picht
1   Klinik für Neurochirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
P Vajkoczy
1   Klinik für Neurochirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 March 2017 (online)

 

Einleitung:

Bei Patienten mit cervikaler Spinalkanalstenose wird eine Störung der efferent motorischen Leitungsfähigkeit klassischerweise über motorisch evozierte Potenziale gemessen. Das Ziel der hier aufgeführten Studie war es einen objektiven und reliablen Ansatz zur Messung kortikospinaler Erregbarkeit sowie plastischer Änderungen des motorischen Areals mittels navigierter TMS zu etablieren.

Methoden:

In dieser Pilotstudie wurden 18 Patienten mit cervikaler Myelopathie auf dem Boden einer cervikalen Spinalkanalstenose präoperativ mittels nTMS untersucht. Anhand des JOA Scores wurden 2 Gruppen gebildet (JOA ≤ / > 12). Es wurde der Resting motor threshold (RMT), die Recruitment curve (RC) und die Cortical silent period (CSP) für den FDI bestimmt. Anhand eines motorischen Mappings mittels 105% RMT wurde das motorisch funktionelle Kortexareal für beide Hemisphären dargestellt. Auf gleiche Weise wurden 8 gesunde Probanden untersucht.

Ergebnisse:

Mittels nTMS konnte in der Patientengruppe eine reduzierte kortikale Erregbarkeit dargestellt werden. Obgleich der RMT für beide Gruppen annähernd vergleichbar war (linke/rechte Hemisphäre Patienten mean ± SD: 38,6% ± 11,7 / 36,6% ± 13,4 verglichen mit Probanden: 32,3% ± 3,9 / 34,6% ± 3,6, p = 0,366), war die Kortikospinale Erregbarkeit, gemessen mittels RC herabgesetzt (31,5 ± 38 / 48,7 ± 35,8 verglichen mit Probanden 149,5 ± 82,6/57,9 ± 35,8, p = 0,007). Zudem zeigten Patienten mit einer schweren klinischen Symptomatik (JOA ≤ 12) eine kompensatorisch erhöhte Aktivierung sekundär motorischer Areale (85,1 mm2 ± 126,7 / 37,8 mm2 ± 41,5 verglichen mit Probanden: 12,8 mm2 ± 14,9/ 5,9 mm2 ± 10,6; p = 0,041)

Schlussfolgerung:

Mittels navigierter TMS ist es möglich, die schwere einer funktionellen Einschränkung sowie die kompensatorische Reorganisation bei Patienten mit cervikaler Myelopathie auf nicht invasive Weise darzustellen. Die Ergebnisse der nTMS könnten als wertvolle prognostische Parameter bei diesen Patienten herangezogen werden.