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DOI: 10.1055/s-0036-1597852
Eine Studie zur optimierten Planung der postoperativen sagittalen Balance in der Behandlung adulter Deformitäten: Einfluss der Flexibilität der thorakalen Kyphose
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. März 2017 (online)
Einleitung:
Bei adulten spinalen Deformitäten (ASD), welche mit einem cranialen Endwirbel ≤T10 instrumentiert werden, ist eine sichere Vorhersage des postoperativen Alignments und der Einstellung der thorakalen Kyphose (TK) bisher nicht möglich. Beobachtungen zeigten, dass das Ausmaß der präoperativen Flexibilität der TK einen Einfluss auf die postoperative TK, das Entstehen einer proximalen junktionalen Kyphose (PJK) und auf die globale thorakolumbosakrale Balance hat. Diese Studie zielte daher auf die Objektivierung der prognostischen Bedeutung der TK-Flexibilität für die Korrektur von ASDs ab.
Methodik:
In die Studie eingeschlossen wurden Patienten nach ASD-Chirurgie mit einem cranialen Endwirbel ≤T10 und vorliegen von WS-Ganzaufnahmen im Stehen sowie Aufnahmen der TK im Liegen präoperativ. Ausschlusskriterien waren Spondylodiszitis, M. Bechterew, Tumoranamnese und M. Parkinson. Die Flexibilität der TK wurde als Differenz zwischen präoperativer TK im Stehen und TK in Rückenlage festgelegt, wobei eine flexible TK mit einer Differenz > 10 ° definiert wurde. Eine Reduktion der TK/Flexibilität wird im Folgenden mit negativen Werten belegt. Eine pathologische PJK wurde definiert als postoperative Zunahme des PJK-Winkels ≥15 °.
Ergebnisse:
65 Pat. im Alter von Ø66 Jahren wurden in diese Studie eingeschlossen, 74% waren weibl., 31% übergewichtig. Durchschnittlich wurden 7 Segmente instrumentiert, der caudalste Endwirbel war in 85% S1. Eine Korrelation bestand zwischen der TK-Flexibilität und der präoperativen TK (r = -0,5; p < 0,01), darüber hinaus zwischen TK-Flexibilität und der Differenz aus prä- und postoperativer TK (r = 0,4/r = 0,44; p < 0,01). Das Ausmaß des PJK-Winkels im Vergleich präoperativ vs. Follow-up korrelierte mit der postoperativen TK und Follow-up TK (r = 0,4; p < 0,01) sowie der Differenz aus prä- und postoperativer TK (r = 0,4; p < 0,01). 12% der Pat. hatten Hüftprothesen, diese Gruppe zeigte postoperativ sowie beim Follow-up eine geringere PJK-Rate (p = 0,02/p = 0,05). 31% der Patienten zeigten eine flexible TK. Die präoperative TK dieser Patienten war signifikant größer (p < 0,01), eine PJK wurde in dieser Gruppe nicht beobachtet. Die Differenz der prä- und postoperativen TK betrug in dieser Gruppe -5 ° im Vergleich zu 4 ° im restlichen untersuchten Kollektiv (p < 0,01) und eine Zunahme der TK ≥ 5 ° trat zu allen Untersuchungszeitpunkten seltener auf. Patienten mit flexibler TK hatten postoperativ häufiger eine stabile oder verbesserte TK (= kleinere TK), wobei dies für jene mit einer postoperativen Reduktion der TK ≥1 ° (p < 0,01) und ≥5 ° (p < 0,01) zutraf. 32% der Patienten wurden im Verlauf revidiert. Diese Untergruppe hatte einen größeren postoperativen PJK-Winkel (p = 0,01), die präoperative TK im Stehen sowie in Rückenlage war hier größer, ebenfalls die TK postoperativ (jeweils p = 0,01) sowie beim Follow-up (p = 0,03). 4 Patienten hatten eine PJK, die TK-Flexibilität war geringer (p = 0,04), die prä- und postoperative TK war erhöht (p = 0,01).
Diskussion:
Dies ist die erste Studie, welche den Einfluss der Flexibilität der präoperativen Thorakalkyphose auf das postoperative Alignment und die Auswirkung auf eine PJK untersucht. Die präoperative TK-Flexibilität zeigt einen signifikanten Einfluss auf die postoperative TK. ZukünftigesZiel muss daher die Integration der TK-Flexibilität als prognostischer Wert zur Abschätzung des postoperativen globalen Alignments in den klinischen Alltag sein.