Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 182-191
DOI: 10.1055/s-0037-1598132
Posterpräsentation 1: Versorgung in der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Jüngere Frauen sind stärker belastet – Progredienzangst bei Patientinnen mit frühem Mammakarzinom

S Rößler
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin
,
F Siedentopf
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin
,
W Schoenegg
2   Praxis für Senologie, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 March 2017 (online)

 

Einleitung:

Durch Früherkennungs- und Behandlungsoptionen machen Brustkrebspatientinnen den größten Anteil aller weiblichen Krebsüberlebenden aus. Ein Drittel ist unter 55 Jahre alt. Damit betrifft das Mammakarzinom im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen vermehrt jüngere Frauen. Bei einem frühen Diagnosealter ergeben sich, neben der langen Belastung, viele Ängste. Um dies bei chronischen Krankheiten und Tumorerkrankungen zu erfassen, etablierte sich die Progredienzangst (PA). Ängste vor psychosozialen und krankheitsspezifischen Einschränkungen prägen sie. Die PA umfasst auch Bereiche außerhalb der körperlichen Erkrankung wie Familienleben, Pflegebedürftigkeit oder Arbeitsverhältnis.

Methodik:

Für diese Fragebogen-gestützte Studie erhielten die Patientinnen im Rahmen ihrer Nachsorgeuntersuchung den PA-Kurzformfragebogen und die Hospital Anxiety and Depression Scale. Einschlusskriterien waren ein frühes Mammakarzinom, Mindestalter 18 Jahre und keine weiteren chronischen Erkrankungen.

Ergebnisse:

263, von insgesamt 309 ausgehändigten Fragebögen, konnten ausgewertet werden. Bei 22,1% der Patientinnen lag eine starke PA vor. Von der PA waren signifikant häufiger jüngere Frauen (< 64 Jahren) betroffen (p = 0,02). Die Patientinnen mit PA hatten signifikant (p = 0,00) mehr Ängstlichkeit und Depressivität als die Patientinnen ohne PA. Der Abstand des Diagnosedatums zur Befragung hatte keine Relevanz für die Ausprägung der PA.

Schlussfolgerung:

Viele Mammakarzinompatientinnen leiden unter PA und sie hat einen deutlichen Einfluss auf das psychische Befinden. Sie kann persistieren, unabhängig davon wie lange die Ersterkrankung zurückliegt. Die Evaluation des psychischen Befindens sollte demnach noch intensiver durchgeführt werden. Hilfsangebote sollten auf bestehende Ängste der Patientinnen ausgerichtet werden, um die bestmögliche Lebensqualität und Krankheitsbewältigung zu gewährleisten.