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DOI: 10.1055/s-0037-1599167
Li-Fraumeni-Syndrom – Eine Familienhistorie
Publication History
Publication Date:
06 April 2017 (online)
Einleitung:
Das Li-Fraumeni-Syndrom ist ein autosomal-dominates Tumorprädispositionssyndrom mit ausgeprägter klinischer Heterogenität – neben Mammakarzinom treten auch Lungenkrebs, Nebennierenkarzinom, Weichteilsarkom, Colorectalekarzinome und Ovarialkarzinom auf. Dem Li-Fraumeni-Syndrom liegt eine Keimbahnmutation im für das Protein p53 kodierendem Tumorsuppressorgen am Genort Chromosom 17 Genlocus p13.1 zugrunde. Das p53 ist ein universeller Transkriptionsfaktor in der Kontrolle des Zellzyklus. Jedoch wird nur bei etwa 70% der Patienten eine Mutation nachgewiesen. In 75% der Fälle wird eine positive Familienanamnese gefunden, 25% der Fälle sind auf spontane Neumutationen zurückzuführen.
Fallberichte:
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Bei einer 57-jährigen Patientin wird 08/2013 ein Adenokarzinoms des Sigmas mittels Sigmateilresektion und 6 Zyklen adjuvanter Chemotherapie (FOLFOX Schema) therapiert. 09/2015 wird auswärts stanzbioptisch ein HER-2 positives, Hormonrezeptor negatives Mammakarzinom mit einem KI 67 von 15% gesichert. Nach Tumorboardentscheidung wird eine neoadjuvante Chemotherapie mit Myocet/Taxotere/Herceptin/Perjeta und prätherapeutischer Sentinelnodebiopsie (diese tumorfrei) empfohlen. Aufgrund der Kontraindikation zur Radiatio wird eine beidseitige SSME mit Sofortrekonstruktion mittels DIEP-Lappen sowie die Erhaltungstherapie mit Herzeptin durchgegführt. Nachsorgekontrollen mit MRT, MGF/Sono und Coloskopie derzeit ohne Rezidivhinweis.
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Unter intensivierter Vorsorgeuntersuchungen mit halbjährlicher Bildgebung der Mammae (MRT/Sono im Wechsel) wird 10/2016 bei der ältesten Tochter von oben beschriebener Patientin ein multizentrisches Mammakarzinom mit 2 Herden unterschiedlicher Biologie (Herd 1: Hormonrezeptor positiv, Her-2 negativ; Herd 2: triple negativ) stanzbioptisch gesichert. Nach Tumorboardentscheidung erhält die Patientin neoadjuvant Myocet/Taxotere mit dualer Her-2 Blockade. Bei bestehendem Kinderwunsch wird eine ovarielle Stimulation im Letrozol-Schema zur Notfall-IVF-Behandlung durchgeführt. Auch ein GnRH Analogon zur Downregulation der Ovarialfunktion wird verabreicht. Nach Abschluss der neoadjuvanten Therapie sollte auch in diesem Fall aufgrund des ausgesprochen hohen Rezidivrisiko die beidseitige NSME mit der Patientin diskutiert werden.
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Die mittlere von 3 Töchtern lebte bis zuletzt in den USA. Im 28. Lebensjahr wurde ein Mammakarzinom rechts im Stadium pT1c, N1c diagnostiziert. Die Patientin hat sich im Anschluss einer Mastektomie rechts und einer adjuvanten Chemotherapie mit Adriomycin/Citoxan/Taxol unterzogen. In der intensivierten Nachsorge inkl. Jährlicher MRT Ganzkörperuntersuchung zeigte sich 11/2016 ein invasives Mammakarzinom der linken Brust. In der Rezidivsituation erhält die Patientin eine adjuvante Therapie mit Carboplatin/Taxotere/Herceptin und Perjeta.
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Bei der jüngsten Tochter läuft derzeit die genetische Testung sowie das intensivierte Vorsorgeprogramm.
Conclusio:
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Kontraindikation zur Radiatio beeinflusst das operative Vorgehen.
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Strenge intensivierte Vorsorge mit GanzkörperMRT indiziert!
Literatur:
[1] Nagy et al. 2004 Oncogene 23:6445 – 6470