Pneumologie 2017; 71(04): 233-244
DOI: 10.1055/s-0037-1600153
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Demenz bei schlafbezogenen Atmungsstörungen – State of art (V)

A Büttner-Teleaga
1   Institut für Kognitive Wissenschaft, Woosuk Universität, 565 – 701 Samrye-up, Wanju-gun, Jeonbuk, Südkorea
2   Fachbereich für Psychiatrie, Universität Witten-Herdecke, Witten
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Publication Date:
13 April 2017 (online)

 

Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) führen neben ihrer nächtlichen Symptomatik auch zu beträchtlichen Konsequenzen tagsüber. Eines dieser Hauptsymptome ist die exzessive Tagesschläfrigkeit mit zum Teil imperativem Schlafdrang. Die häufig bei Schlafstörungen anzutreffende verminderte Schlafqualität führt auch hier infolge von Tiefschlaf- oder REM-Suppression, vermehrten nächtlichen Arousal-Reaktionen und/oder verlängerten Wachphasen zu einer reduzierten Erholungsfunktion. Diese beeinflusst wiederum die kognitiven Funktionen und somit die kognitive Leistungsfähigkeit. So haben Patienten, die unter exzessiver Tagesschläfrigkeit leiden, insbesondere Probleme in Phasen körperlicher Ruhe und/oder bei lange andauernden und/oder monotonen Konzentrationsaufgaben. Leistungsminderungen sind somit bei Patienten mit Schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) besonders in den Bereichen des Konzentrationsvermögens, der Aufmerksamkeit, der Vigilanz, des figuralen Gedächtnisses, der Frontalhirnfunktion sowie in dem affektiven Bereich vorhanden.

In letzter Zeit wird in der Schlafmedizin zunehmend auch über den Einfluss Schlafbezogener Atmungsstörungen (SBAS) auf die Entstehung, Entwicklung und den Verlauf dementieller Erkrankungen diskutiert. Die Datenlage ist hierzu allerdings bisher sehr mangelhaft. Es gibt wenige Studien und diese weisen zumeist erhebliche methodische Mängel auf.

Eine neuere, allerdings retrospektive Untersuchung von Osorio et al. zeigte, dass sich durch eine konsequente Anwendung eines nCPAP-Gerätes ein Demenzrisiko bei vorhandenen Schlafbezogenen Atmungsstörungen vermindern lässt und dass durch eine compliante nCPAP-Behandlung die Entwicklung einer Demenzerkrankung durchschnittlich um zehn Jahre verzögert werden kann. Osario et al. werteten dazu die Daten von nahezu 2500 Teilnehmern (ADNI-Studie: Alzheimer's Disease Neuroimaging Initiative) aus.

Hong et al. und Ferini-Strambi et al. untersuchten hingegen prospektiv die Wirkung einer nCPAP-Therapie auf dementielle Erkrankungen. Sie konnten zeigen, dass sich durch eine adäquate Beatmungstherapie nicht nur Hirnschäden i.S. einer Atrophie vermeiden lassen, sondern dass sogar bereits vorhandene Schäden rückläufig sein können. Ferini-Strambi et al. hatten zunächst eine Reduzierung der grauen Substanz in verschiedenen Bereichen des Gehirns (u.a. Bereiche des Gyrus temporalis superior, im orbitofrontalen Kortex, der Insula, dem entorhinalen Kortex und dem Kleinhirn) bei Patienten mit Schlafbezogenen Atmungsstörungen festgestellt, die sich unter einer konsequenten nCPAP-Therapie nach spätestens drei Monaten wieder normalisierte. Hinzu kam eine deutliche Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten innerhalb weniger Wochen.

Weiterhin stellten Ferini-Strambi et al. eine Schädigung wichtiger Faserverbindungen der weißen Substanz (Faserverbindungen im Corpus callosum, Fornix, Cingulum sowie kurze und lange Assoziationsbahnen) per Diffusions-Bildgebung (Diffusion-Tensor-Imaging DTI) fest. Inwieweit deren Veränderungen reversibel sind, konnte noch nicht evaluiert werden, da dieser Prozess deutlich zeitintensiver ist als die Rückbildung der Atrophie der grauen Substanz.

Im Vortrag sollen die neuesten internationalen Forschungsdaten zur Thematik vorgestellt und diskutiert werden und ggf. prospektive und randomisierte Untersuchungen angeregt werden.