Pneumologie 2017; 71(04): 233-244
DOI: 10.1055/s-0037-1600163
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Update über neue Therapieverfahren

JT Maurer
1   Universitäts-HNO-Klinik Mannheim
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Publication Date:
13 April 2017 (online)

 

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) zeichnet sich durch repetitive partielle oder komplette Obstruktionen des pharyngo-laryngealen Atemweges während des Schlafes aus. Die nasale Beatmungstherapie mittels CPAP oder Varianten davon ist die Therapie der ersten Wahl bei mittel- bis schwergradiger OSA. Patienten, die diese Therapie nicht vertragen, werden alternativ je nach vorherrschender Ursache bzw. Manifestation der OSA durch z.B. Lagetraining, Unterkieferprotrusionsschienen oder Operationen behandelt.

Bestimmte Smartphone-Apps können zur Lagetherapie indiziert werden, wie erste Publikationen zeigen. Unterkieferprotrusionsschienen werden mit weiteren Verbesserungen im Komfort und erweiterter Indikation gegenüber früher eingesetzt.

Operationen zielten in der Vergangenheit vor allem darauf ab, eine auffällige Anatomie des Atemweges zu korrigieren. Insbesondere zu kieferchirurgischen Interventionen und zur Tonsillektomie und Uvulopalatpharyngoplastik gibt es mittlerweile eine evidenzbasierte Datengrundlage für die Indikation, Durchführung, Morbidität und Effektivität.

Bei unauffälliger Anatomie ist der im Schlaf absinkende Tonus der Pharynxmuskulatur, insbesondere des M. genioglossus für die OSA hauptverantwortlich, was bisher nicht direkt chirurgisch behandelbar war. Nun eröffnet sich die Möglichkeit, die gestörte Funktion des Genioglossus passiv durch neuartige Implantate sowie aktiv durch Neurostimulationssysteme zu verbessern.

Während zu passiven Implantaten im Zungengrund bisher lediglich Machbarkeitsstudien vorliegen, existieren für atmungssynchrone Neurostimulationssysteme des N. hypoglossus Daten aus einer Studie mit randomisiertem Therapieentzugsarm über 4 Jahre und für die atmungsunabhängige Stimulation wurden bereits mehr als 70 Patienten in eine prospektive, randomisiert-kontrollierte Studie eingeschlossen.

Neue Therapieverfahren erweitern die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe, so dass therapeutischer Nihilismus bei einer Unverträglichkeit der CPAP-Therapie nicht berechtigt ist.