Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601921
3. Mai 2017
Freie Themen – Umwelt und Gesundheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Wasserspiele“ im öffentlichen Raum – Herausforderung für die Wasserhygiene?

S Brockmann
1   Kreisgesundheitsamt Reutlingen, Reutlingen
,
C Holder
1   Kreisgesundheitsamt Reutlingen, Reutlingen
,
A Karras
2   Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Gesundheitsamt, Heidelberg
,
B Knorr
2   Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Gesundheitsamt, Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Hintergrund und Zielsetzung::

Als Erweiterung üblicher Brunnen oder Springbrunnen werden heute vielerorts Anlagen betrieben, die Fontänen oder Sprühnebel produzieren, keinen Beckenrand aufweisen und häufig zur Nutzung für die Bürger ausgelobt werden. Spezifische gesetzliche oder normative Regelungen zu mikrobiologischen Anforderungen an solche „Wasserspiele“ gibt es unserer Kenntnis nicht. Wir untersuchten in einem Pilotprojekt die mikrobiologische Qualität des Wassers einiger Wasserspiele um eine mögliche Gesundheitsgefährdung beurteilen zu können.

Methoden::

Wir untersuchten die mikrobiologische Qualität von 7 Wasserspielen in mehreren Landkreisen. Dabei wurden Erstuntersuchungen initiiert und für zwei Wasserspiele mit hoher mikrobiologischer Belastung eine longitudinale Beprobung (2 Monate) nach Einflussnahme auf die Aufbereitung durchgeführt. Laboruntersuchungen erfolgten nach den DIN/EN/ISO Normen für Badewasser sowie der Badegewässerverordnung (Enterokokken).

Ergebnisse::

Die Wasserspiele wurden mit Trinkwasser gefüllt und nachfolgend aufbereitet oder unaufbereitet zirkuliert. Bei den Erstuntersuchungen zeigten alle 7 Wasserspiele hohe mikrobiologische Belastungen mit dem Nachweis von E. coli (5 – > 200/100 ml), intest. Enterokokken (15 – > 300/100 ml), Pseudomonas aeruginosa (12 – > 200/100 ml), Koloniezahl (860 – > 2000/ml). Legionellen waren in keiner der Proben nachweisbar. Die longitudinale Untersuchung unter Intervention – Einführung wöchentlicher Reinigungsintervalle (2 Wasserspiele) und Chlorung (Wasserspiel A), Sandfiltration und UV Desinfektion (Wasserspiel B) – zeigte eine deutliche Reduktion der fäkalen Belastung: Wasserspiel A: E. coli und P. aerugiosa nicht nachweisbar, Koloniezahl < 100/ml. Wasserspiel B: E. coli (0 – 8/100 ml, Enterokokken (0 – 15/100 ml) und P. aerugiosa (0 – > 200/100 ml), Koloniezahl 600 – > 2000/ml. Legionellen waren nicht nachweisbar.

Schlussfolgerung::

Fontänen und Nebelanlagen von Wasserspielen erzeugen Aerosole. Diese sind häufig fäkal sowie mit Pseudomonaden belastet. Eine Aufbereitung des Wassers und Reinigung der Anlagen scheint die mikrobiologische Qualität deutlich zu verbessern, Badewasserqualität wird dadurch aber eher nicht sicher erreicht. Bei einer hohen fäkalen Belastung ist eine Gefährdung der Gesundheit der Nutzer zu besorgen. Eine Strategie zur Kommunikation mit den Nutzern und Anforderungen an die Wasserqualität sollten dringend formuliert werden.