Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601946
3. Mai 2017
Humanbiomonitoring
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bleikonzentrationen im Blut von jugendlichen Luftgewehrschützen

R Schierl
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
,
A Grabmann
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
,
H Fromme
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
T Göen
3   IPASUM Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
D Nowak
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Seit Jahren ist bekannt, dass erwachsene Sportschützen, die mit Klein- und Großkaliber schießen, einer erhöhten Bleibebelastung ausgesetzt sein können. Jugendliche üben vorwiegend mit Luftdruckwaffen, deren Munition aus Blei besteht. Es gibt bisher aber noch keine Untersuchungen zur Bleikonzentration im Blut von jugendlichen Luftgewehrschützen. Diesbezügliche Daten sind jedoch wichtig, da immer mehr Studien zeigen, dass bei Kindern auch Bleiwerte unter 100 µg/l problematisch sein können.

Methodik::

Nach Zustimmung der Ethikkommission wurden bei 64 Luftgewehrschützen (67% Jungen) im Alter von 12 bis 16 Jahren Blutproben (1,2 ml EDTA, Sarstedt) entnommen. Zur Kontrolle wurden 48 Jugendliche (79% Jungen) gleichen Alters, die in derselben Gegend ansässig waren, aber keinen Umgang mit Luftdruckwaffen hatten, einbezogen. Die Bleibestimmung erfolgte mittels GF-AAS, wobei alle 102 Proben über der Bestimmungsgrenze von 6 µg/l lagen.

Ergebnisse::

Die jugendlichen Schützen waren im Mittel 4,8 Stunden pro Monat am Schießstand und gaben 216 Schuss ab. Der Mittelwert der Bleikonzentration im Blut lag bei 32,8 µg/l (Spanne 10,9 – 71,0 µg/l). Der Mittelwert der Kontrollen war mit 25,4 µg/l (Spanne 6,5 – 55,0 µg/l) etwas geringer (p = 0,048). Innerhalb der Sportschützen gab es keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen und keine Korrelation mit der Anzahl der abgegebenen Schüsse.

Schlussfolgerungen::

Die Ergebnisse belegen, dass das Schießen mit Luftdruckwaffen zu einer zusätzlichen Bleibelastung der Jugendlichen beitragen kann. Wichtig wäre zudem, aufzuklären, warum einige Kontrollpersonen ebenfalls auffällige Bleiwerte aufwiesen. Dies könnte im Rahmen einer Studie mit größeren Fallzahlen erfolgen.