Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601999
4. Mai 2017
Postersession „Kinder- und Jugendgesundheitsdienst“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterschiedliche Muster von asthmatischen Atemwegsgeräuschen (Giemen) bei Vorschulkindern: Einflussfaktoren, Versorgung und Stadt-/Land-Unterschiede

S Kutzora
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
A Weber
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
L Hendrowarsito
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
U Nennstiel-Ratzel
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
,
E von Mutius
3   Dr. von Haunersches Kinderspital, Kinderklinik und Kinderpoliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, München
,
C Herr
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
4   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
S Heinze
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
4   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Hintergrund::

Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter und ist eine heterogene Erkrankung, die durch eine vielfältige Symptomatik charakterisiert werden kann. Schon in früheren Arbeiten wurden unterschiedliche Phänotypen von asthmatischen pfeifenden Atemgeräuschen (Giemen) definiert. Diese Phänotypen unterscheiden sich in der Ätiologie, hinsichtlich Einflussfaktoren in Bezug auf die Entwicklung von Asthma, sowie der medizinischen Versorgung. Die vorliegende Arbeit untersucht Einflussfaktoren und medizinische Versorgung von Phänotypgruppen, auch im Hinblick auf Stadt/- Land- Unterschiede.

Methodik::

Die Daten dieser Studie stammen aus den Querschnittsbefragungen von Eltern von Vorschulkindern in Bayern im Rahmen der Gesundheits-Monitoring-Einheiten (GME) in 2014/2015. Um Atemwegsbeschwerden bei Vorschulkindern zu klassifizieren, wurden fünf Phänotypgruppen definiert: episodische, fortwährende und häufige „Giemer“, sowie Asthma nach ISAAC-Definition und ärztlich diagnostiziertes Asthma. Für jede Phänotypgruppe wurde die medizinische Versorgung untersucht. Stadt/- Land-Unterschiede wurden mit Chi-Quadrat-Tests überprüft. Assoziationen von elternberichteten Einflussfaktoren und den Phänotypgruppen sowie der Vergleich von Phänotypen im Hinblick auf die medizinische Versorgung wurden mittels logistischer Regressionen berechnet.

Ergebnisse::

Die Haupteinflussfaktoren für die Phänotypgruppen waren das Geschlecht (Jungen) (OR = 2,02, 95%-CI =[1,65 – 2,48]) und Frühgeburtlichkeit (OR = 1,61, 95%-CI =[1,13 – 2,29]) (ORs für die fortwährenden Giemer). Bei 57% der Kinder mit einem Asthma nach ISAAC-Definition und 75% der Kinder mit häufigem Giemen wurde ein Allergietest durchgeführt. In allen Gruppen war die Medikamenteneinnahme auf dem Land höher als in der Stadt, wohingegen ärztliche Diagnosen eher in der Stadt gestellt wurden.

Schlussfolgerung::

In Bezug auf elternberichtete Einflussfaktoren konnten bisherige Ergebnisse aus der Forschung bestätigt werden (erhöhte OR bei männlichem Geschlecht, Frühgeburtlichkeit). Eine geringe Anzahl von durchgeführten Allergietests bei Kindern mit Atemwegsbeschwerden und ärztlichen Diagnosen gehen nicht mit aktuell gültigen Richtlinien einher. Die beobachteten Stadt/- Land-Unterschiede in der Versorgung müssen in weiterer Forschung und möglichen Interventionen berücksichtigt werden.