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DOI: 10.1055/s-0037-1602116
Monitoring von lärmbedingten Hörschwellenverschiebungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Relevanz der Exposition gegenüber Freizeitlärm im Rahmen der prospektiven Ohrkan-Kohortenstudie
Publication History
Publication Date:
02 May 2017 (online)
Ziel der vorliegenden Studie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen war es, den Zusammenhang zwischen der Freizeitlärmbelastung und Hörschwellenverschiebungen über einen Zeitraum von fünf Jahren zu analysieren.
Die Daten entstammen der prospektiven Ohrkan-Kohortenstudie. Für die Basiserhebung wurden 2149 Schüler der 9. Jahrgangsstufe zwischen 2009 und 2011 rekrutiert. Die Follow-up-Erhebung erfolgte im Zeitraum 2015/2016. Neben der Expositionserfassung von Freizeitlärm durch Fragebögen wurden klinische audiometrische Untersuchungen durchgeführt. Zwei Outcomevariablen wurden definiert: (1) die Hochtonsenke mit einem ausgeprägten audiometrischen Muster und (2) die maximale Hörschwelle bei 3, 4, 6 kHz. Es wurde eine Longitudinalanalyse mittels generalisierter Schätzgleichungen (GEE) durchgeführt, in die die Expositions- und Outcomedaten beider Erhebungen eingingen.
Vollständige Datensätze zu beiden Erhebungen lagen für 987 Personen vor. Zu Studienbeginn wurde bei 32,6% der Befragten und zum Zeitpunkt des Follow-up bei 63,8% eine Exposition gegenüber Freizeitlärm von mehr als 85 dB (A) festgestellt. Eine Hochtonsenke wurde bei 1,1% der Jugendlichen bei Baseline und bei 3,3% bei Follow-up beobachtet. Im Verlauf von 5 Jahren zeigte sich keine signifikante Assoziation der Gesamtfreizeitlärmbelastung mit der Hochtonsenke oder mit der maximalen Hörschwelle. Allerdings waren beide Outcomevariablen signifikant mit dem Faktor Zeit, dem Geschlecht und dem Schultyp assoziiert.
Im Beobachtungszeitraum hatten junge Männer und Personen mit einer 9-jährigen Schulausbildung ein besonderes Risiko, Hörschwellenverschiebungen zu entwickeln. Daher sollten sich Präventionsprogramme möglichst früh auf diese Risikogruppen konzentrieren. In weiteren prospektiven Untersuchungen der Ohrkan-Kohorte besteht nun die Chance, neu auftretende Fälle von lärminduzierten Hörminderungen zu identifizieren und die langfristigen Folgen einer hohen Freizeitlärmbelastung zu beurteilen.