Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605635
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Geschäftsbereich eines Ministeriums (BMVg)

U Latza
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
E Hampel
2   WiDi-Kontor, Hamburg
,
M Wiencke
3   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Grundsatzfragen und Programme, Berlin
,
M Prigge
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
A Schlattmann
4   Universität der Bundeswehr (UniBw) München, Professur für Sportmanagent, Neubiberg
,
S Sommer
3   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Grundsatzfragen und Programme, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) hat 2015 eine 6-monatige Pilotierung einer Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) vor der Implementierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) durchgeführt, in der allen Mitarbeitern die Option geboten wurde, zwei Stunden pro Woche innerhalb der Dienstzeit an BGF-Angeboten teilzunehmen.

Teil der begleitenden Evaluation war eine Prozessevaluation: hierzu wurden qualitative leitfadengestützte Interviews mit allen 11 BGM-Koordinatoren und ihren Dienstellenleitungen am Arbeitsort geführt. Bedeutsame Sequenzen wurden transkribiert oder direkt paraphrasiert, mittels MAXQDA kodiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Identifizierte hemmende und fördernde Faktoren im Prozess aus Sicht der BGM-Koordinatoren und ihrer Dienststellenleiter sowie die Einflüsse der dienststellenspezifischen Kontexte auf die Zielerreichung wurden in einen theoretischen Kontext gestellt.

Hinsichtlich der Klärung organisatorischer Aspekte und möglicher Herausforderungen war die Pilotierung erfolgreich. Mit ihrem fachlichen Hintergrund (Sportwissenschaft, Offizierslaufbahn) konnten die BGM-Koordinatoren die bewegungsorientierten BGF-Maßnahmen anschlussfähig an die spezifischen Bedarfe der Dienststellen gestalten. Schwierigkeiten traten bei der Anpassung (insbesondere modular aufgebauter) BGF-Maßnahmen an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Beschäftigten und der Dienststellen (v.a. in Bereichen mit Schichtarbeit und in Hochsicherheitsbereichen) auf. Die Dienststellenleiter beschrieben Konflikte zwischen Auftragserfüllung und Implementierung der BGF-Maßnahmen bezogen auf personelle Ressourcen, die besonders beim mittleren Management zum Tragen kamen.

Die Etablierung von BGM ist eine Investition, für die Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen. Herausforderungen für den Aufbau eines umfassenden BGM werden die Vernetzung der BGF mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz einerseits und Führung und Organisation andererseits sein.