Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607876
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Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ergebnisse eines mikrobiologischen Screenings bei Risikoschwangeren: Folgen für die kalkulierte Therapie mit Aminopenicillinen?

J Kittel
1   Kinderuniversitätsklinik Ostbayern – Standort Klinik St. Hedwig, Neonatologie, Regensburg, Germany
,
E Reuschel
2   Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg – Klinik St. Hedwig, Regensburg, Germany
,
A Ambrosch
3   Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Institut für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Regensburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Einleitung:

Das Keimspektrum bei Risikoschwangeren ist von Bedeutung, da es unter der Geburt zu Übertragungen auf Neugeborene kommen kann und diese – insbesondere bei Frühgeborenen – häufig einer Antibiotikatherapie zugeführt werden (1). Diesbezüglich existieren Hinweise in einschlägigen KRINKO-Empfehlungen ohne dass der Evidengrad hoch ist (2).

Fragestellung:

In unserer prospektiven, monozentrischen Studie an einer universitären Geburtsklinik wurden Risikoschwangere einem mikrobiologischen Screening einschließlich postpartalem Plazentaabstrich unterzogen. Bei der Auswertung der Daten wurde u.a. geschaut, wie häufig Nachweise von Keimen mit besonderer Hygienerelevanz (zB Enterobacteriaceae ESBL-Bildner, S. aureus, Acinetobacter spp.) geführt wurden und wie sich das Keimspektrum und die Resistenzen in diesem Kollektiv dar stellt.

Methodik:

Im Zeitraum zwischen von 05/2016 und 05/2017 wurde bei Schwangeren mit drohender Frühgeburt bei Aufnahme ein Perianal-, Vaginal- – und ggf. – ein Plazentaabstrich abgenommen. Alle Abstriche wurden mikrobiologisch aufbereitet, schnell wachsende Keim mittels MALDI-TOF identifiziert und hygiene-relevante Erreger zusätzlich einer Resistenztestung durchgeführt.

Ergebnisse:

Aus 624 Abstrichen und. 46 Plazentaabstriche von 368 Schwangeren konnten 1460 Keimspezies identifiziert werden. In Vaginalabstrichen wurde eine höhere Keimdiversität gefunden als in Perianalabstrichen (Keimspezies pro Abstrich: 2,65 vs. 2,25). Die Keimdiversität in Plazentaabstrichen war mit 0,3 am niedrigsten.

Die mit Abstand häufigste Keimspezies mit Hygienerelevanz für neonatologische Abteilungen waren Nachweise von E. coli (n = 96) (Abbildung 1), der Anteil an ESBL-Bildner bei 11% lag (n = 11). Klebsiella spp. (n = 35) waren in 3% der Nachweise ESBL-Bildner (n = 1). Der Anteil der Ampicilin/Sulbactam-Resistenz unter allen E. coli war mit > 40% relativ hoch (Abbildung 2).

Bei 11 Frauen wurde S. aureus im Bereich Perineum/vaginal nachgewiesen, wobei sämtliche Stämme Oxacillin-empfindlich waren. Streptokokken der Gr. B – allesamt empfindlich gegenüber Penicillin – waren neben Enterokokken und E. coli die häufigsten Nachweise aus Placentaabstrichen (6%). Keine Vancomycin-resistente Enterokokken Nachweise.

Diskussion:

Die Daten eines Schwangerenscreening bei Risikoschwangeren zeigen, dass der Anteil hygienerelevanter Erreger im Untersuchungsgut gering ist. Interessant ist jedoch die Feststellung, dass Resistenzen gegenüber Aminopenicillinen bei Enterobacteriaceae so hoch sind, dass eine kalkulierte Therapie eigentlich nicht mehr empfohlen werden kann. Dies kann auch von Bedeutung für neonatologische Abteilungen sein, da hier häufig Aminopenicilline als first-line-Therapie bei Frühgeborenen mit Infektionen eingesetzt werden.

Literatur:

[1] Denkel LA1, et al. J Antimicrob Chemother. 2014 Aug;69 (8):2230 – 7. The mother as ...

[2] KRINKO; Epidemiologisches Bulletin, 23.10.2013, Nr. 42