Zusammenfassung
An zehn venengesunden Probanden (5 Männern und 5 Frauen; Durchschnitts-alter: 25,5 ± 3 Jahre) wurde die Bedeutung der Beweglichkeit im Sprung- und Kniegelenk für den Blutrücktransport aus den Beinvenen beim Gehen phlebodynamometrisch untersucht. Die Probanden gingen auf einem Laufbandergometer (Geschwindigkeit: 1,5 km/h; keine Steigung; Gehzeit: 1 Minute) zunächst ohne Bewegungseinschränkung (Versuch I), dann mit Bewegungseinschränkung im Kniegelenk (Versuch II) und schließlich mit Bewegungseinschränkung im oberen Sprunggelenk (Versuch III). Primäre Zielvariable war der maximale venöse Druckabfall (ΔPmax) unter Belastung, sekundäre Zielvariablen die venöse Druckausgleichszeit (T0) bzw. die halbmaximale Druckausgleichszeit (Tmax1/2) nach Belastung. Der maximale Druckabfall im Beinvenensystem wurde durch die Aufhebung der Beweglichkeit im Knie- (p = 0,0323) bzw. im oberen Sprung-gelenk (p = 0,0051) signifikant reduziert. Die Verminderung von ΔPmax durch die Bewegungseinschränkung betrug für das Kniegelenk 12,0% und für das obere Sprunggelenk 21,5% (p = 0,0469). Demgegenüber wurden die venösen Auffüllzeiten (T0 und Tmax1/2) durch die Bewegungseinschränkung nicht beeinflußt (p >0,05; jeweils Vorzeichen-Rang-Test nach Wilcoxon). Diese Ergebnisse zeigen, daß Bewegungseinschränkungen im Knie- und insbesondere im oberen Sprunggelenk selbst bei venengesunden Probanden zu einer ambulatorischen venösen Hypertonie führen. Da diese ein gleichzeitig bestehendes Venenleiden aggravieren oder für sich selbst den venösen Blutabtransport stören können, sollten zur Gesamtbeurteilung der funktionellen Auswirkungen von Beinvenenerkrankungen stets die Gelenkfunktionen mitberücksichtigt werden. Dies gilt für die klinische Praxis ebenso wie für gutachterliche Fragestellungen.
Schlüsselwörter
Venendruck - Physiologie - Muskelpumpe - Gelenkpumpe - Gelenkbeweglichkeit - chronisch venöse Insuffizienz