Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2016; 10(02): 88-92
DOI: 10.1055/s-0037-1617702
Übersichtsarbeit
Schattauer GmbH

Stellt Übergewicht ein Risiko für die Entwicklung von Asthma bronchiale im Kindes- und Jugendalter dar?

Is overweight a risk factor for the development of bronchial asthma in childhood and adolescents?
M. Gramß
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Zentrum für Pädiatrische Forschung, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
2   LIFE Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
A. Hiemisch
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Zentrum für Pädiatrische Forschung, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
W. Kiess
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Zentrum für Pädiatrische Forschung, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
2   LIFE Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Dezember 2017 (online)

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Zusammenfassung

In den letzten beiden Jahrzehnten stiegen die Prävalenzen von Asthma bronchiale und Übergewicht parallel an. Für beide Erkrankungen werden ähnliche Ursachen diskutiert: umweltbezogene, genetische, sozioökonomische Faktoren und sogar die Einflussnahme durch Adipokine. Außerdem rückte das Übergewicht als potenzieller Auslöser und begünstigender Faktor von Asthma bronchiale in den Fokus der Forschung. Der BMI ist sowohl mit der Diagnose Asthma als auch mit dem Symptom „wheezing” positiv korreliert. Übergewichtige Kinder weisen größere IgESpiegel und häufiger Atopien auf. Jedoch zeigen Kinder mit größerem BMI häufiger nichtatopisches als atopisches Asthma bronchiale. Zudem sind allergische Tests wie bronchiale Hyperreagibilität und Skin Prick Tests bei adipösen Kindern nicht häufiger positiv als bei normalgewichtigen Kindern. Die Lungenfunktionswerte bei Übergewicht werden häufig als Minderung des Tiffeneau-Index (FEV1/FVK) beschrieben. Allerdings ist auch hier der Zusammenhang noch unklar, vor allem die Reaktion adipöser Kinder auf medikamentöse Broncholyse als Bestandteil der Spirometrie-Testung. Die nicht durchgängig einheitlichen und teilweise nicht signifikanten Studienergebnisse lassen daher nicht auf eine unmittelbare Verbindung von Asthma und Adipositas oder auf den Einfluss von Kovariablen auf deren Verhältnis schließen. Die LIFE Child-Kohorte soll zur Klärung offener Fragen beitragen.

Summary

Bronchial asthma and overweight increased in the last two decades. Different causes were discussed: environmental, genetic, socioeconomic factors as well as the influence of adipocytokines. Overweight came into focus as a reason of acquiring bronchial asthma. The BMI was positively related to the diagnosis of asthma and the symptom wheezing. Overweight children showed a higher total immunoglobulin E serum concentration and more often atopy. Children who had a higher BMI were more likely to have nonatopic than atopic bronchial asthma. Furthermore allergy tests like bronchial hyperresponsiveness and skin prick tests showed in overweight children no more positive values than in normal weight children. Overweight people had mostly a lower Tiffeneau index (FEV1/FVC). The studies published so far are inconsistent and not conclusive. We conlude that there is no direct relation between the development of overweight and asthma. In addition, there is no clear evidence up to date about a direct common underlying pathogenetic mechanism.