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DOI: 10.1055/s-0037-1617704
Besonderheiten der Antibiotikatherapie bei Adipositas
Antibiotic therapy in obesityPublication History
Publication Date:
29 December 2017 (online)


Zusammenfassung
Obwohl adipöse Patienten ein erhöhtes Infektionsrisiko aufweisen und vielfältige pathophysiologische Mechanismen zu Adipositas-spezifischen Änderungen der Pharmakokinetik vieler Arzneimittel führen, sind klare Empfehlungen zur Dosierung von Antibiotika bei adipösen Patienten leider selten. Dosisangaben in Leitlinien und Fachinformationen beziehen sich in der Regel auf ein durchschnittliches Körpergewicht von 70 kg und fallen damit möglicherweise zu niedrig aus. Damit besteht – zumindest bei stark adipösen Patienten – die Gefahr der Unterdosierung von Antibiotika. Das immer noch vorherrschende Dogma „one size fits all” bei Medikamentendosierungen muss nach und nach verlassen und eine adäquate gewichtsadaptierte Therapie angestrebt werden. Umgekehrt kann dann jedoch durch starre Anwendung des Gesamtkörpergewichts auch eine massive Überdosierung mit entsprechender Toxizität ausgelöst werden. Aus diesem Grund sollte je nach Eigenschaft des Antibiotikums die richtige Kenngröße für Körpergewicht bzw. Körperzusammensetzung angewendet werden. Dabei sollte zwischen dem Gesamtkörpergewicht, dem idealen Körpergewicht, dem adjustierten Körpergewicht und der fettfreien Körpermasse unterschieden werden. Trotz des generellen Mangels an klinisch-pharmakologischen Studien mit Patienten verschiedener Gewichtsgrade möchten wir in dieser Übersichtsarbeit die wichtigsten Probleme bei der Dosierung von Antibiotika bei adipösen Patienten benennen und mögliche Lösungswege vorschlagen.
Summary
Obese patients are especially prone to bacterial infections. A variety of obesity-associated pathophysiological changes may influence the pharmacokinetic properties of several drugs. Nevertheless, specific dosing recommendations for administration of antibacterial drugs in obese patients are rare. Recommendations in clinical guidelines or summaries of product characteristics typically consider a patient of 70 kg body weight. These recommendations may lead to underdosing of antibiotics, at least in severely obese patients. The old dogma of „one size fits all” in drug dosing is not justified anymore and needs to be overcome by modern approaches that consider body weight-related dosing more regularly. On the other hand, strict consideration of total body weight may lead to drug overdosing with accompanying severe toxicity. Thus, dependent on antibiotic drug-specific properties, the correct body weight-related variable should be employed for dose calculations. Most common, total body weight, ideal body weight, adjusted body weight, and fat free body mass should be considered for dose calculations. Although clinical pharmacology studies are scarce in patients with varying obesity degrees, we will try to provide an overview on antibiotics dosing peculiarities in obese patients as well as suggest some meaningful solutions.