Pneumologie 2018; 72(S 01): S100
DOI: 10.1055/s-0037-1619389
Sektion 7 – Klinische Pneumologie
Posterbegehung – Titel: Kasuistiken II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zystische Echinokokkose – eine interdisziplinäre Herausforderung

E Rahausen
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
R Fricke
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
V van Laak
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
U Arafa
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
U von Arnim
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
P Meissner
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
M Pasic
2   Deutsches Herzzentrum Berlin
,
V Falk
2   Deutsches Herzzentrum Berlin
,
P Schneider
3   Thoraxchirurgie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
,
B Schmidt
1   Pneumologie, DRK Kliniken Berlin | Mitte
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Die zystische Echinokokkose befällt den Menschen als Fehlzwischenwirt. Die Infektion erfolgt oral durch kontaminierte Nahrung oder Wasser sowie Kontakt zu infizierten Tieren. 15 – 30% der Larven passieren die Leber und gelangen in die Lungenkapillaren. 10% gelangen über den systemischen Kreislauf in verschiedene Organe, wo sie sich zu Finnen entwickeln. Im betroffenen Organ bilden sich große, zystische, flüssigkeitsgefüllte Hydatiden. Symptomatisch wird sie durch expansives Wachstum und Verdrängung.

Wir berichten über einen 19-jährigen syrischen Patienten mit Thoraxschmerzen sowie Husten mit weißlichem Auswurf. Im Labor zeigte sich eine isolierte Leukozytose, im Röntgenbild eine unklare Höhle im rechten Oberlappen, DD Aspergillom DD tuberkulöse Kaverne.

Die CT-Thorax ergab zystoide Strukturen in Lunge, linkem Ventrikel sowie mult. Leberläsionen. Echokardiographisch imponierte die o.g. intramurale Zyste anliegend am posterioren Mitralsegel mit begleitender mittelgradiger Insuffizienz. Im bronchoskopisch gewonnenen Material wurden keine säurefesten Stäbchen festgestellt. Laborchemisch zeigte sich kein Anhalt für eine Aspergillose, Echinokokkus-Antigen wurde nachgewiesen. Es erhärtete sich der V.a. eine Echinokokkose mit pulmonalem, hepatischem und kardialem Befall. Eine präoperative, antiparasitäre Therapie mit Albendazol wurde mit Praziquantel ergänzt.

Nach klinischer Dringlichkeit wurde der Patient zunächst kardiochirugisch zur Resektion der kardialen Manifestation vorgestellt. In gleicher Sitzung wurde eine Mitralklappenrekonstruktion und ein PFO-Verschluss durchgeführt. Anschließend erfolgte eine anatomische Segment-III-Resektion durch die Thoraxchirugie. Die antiparasitäre Therapie wurde auf Albendazol für weitere 3 Monate deeskaliert.

Fazit: In die differentialdiagnostischen Überlegungen bei Vorliegen eines pulmonalen Rundherdes müssen seltenen parasitären Erkrankung mit einbezogen werden. Die optimale Behandlung erfordert ein koordiniertes interdisziplinäres Vorgehen.