Zusammenfassung
Antikoagulation ist die Basis der konservativen Behandlung der tiefen Venenthrombose
(TVT). Die phlebographischen Ergebnisse mit konventionellen intravenösen Infusionen
von unfraktioniertem Heparin, die Bettruhe erforderten, waren nicht sehr zufriedenstellend,
konnten aber durch die Einführung von niedermolekularen Heparinen (NMH) verbessert
werden. NMH werden subkutan verabreicht. Die Bettruhe kann entfallen, sogar eine Heimtherapie
wird möglich. Die besseren Ergebnisse sind wohl auch durch die frühe Mobiliserung
der Patienten entsprechend den Prinzipien der Antistase zu erklären. Eine ambulatorische
Behandlung der proximalen TVT mit NMH und Kompression führt nicht zu einem erhöhten
Risiko von klinisch relevanten Lungenembolien. Gehübungen mit guter Kompression (Verbände
oder Kompressionsstrümpfe) bewirken eine raschere und effektivere Reduktion von Schmerzen
und Schwellung als Bettruhe.
Wenn ein TVT-Patient kommt, liegen sehr häufig szintigraphisch nachweisbare Lungenembolien
vor, die meistens klinisch stumm sind. Unter therapeutischer NMHDosierung, fester
Kompression und Gehübungen sind neue Pulmonalembolien selten. Die Inzidenz einer tödlichen
Pulmonalembolie betrug 3 von 1289 bei so behandelten, konsekutiven Patienten. Zusätzliche
antistatische Maßnahmen zur Antikoagulation ergeben bessere Resultate als alleinige
Antikoagulation, ohne dabei die Gefahr einer gefährlichen Lungenembolie zu erhöhen.
Deshalb sollten mobile TVT-Patienten exakt antikoaguliert werden (in der Initialphase
bevorzugt beginnend mit NMH) und mit guter Beinkompression angehalten werden, möglichst
viel zu gehen, unabhängig davon, ob sie zu Hause oder im Krankenhaus behandelt werden.
Summary
Anticoagulation is the basis of conservative therapy of deep vein thrombosis (DVT).
The phlebographic results with conventional intravenous infusions of unfractionated
heparin necessitating bed-rest were not very satisfying. However, they were improved
by the introduction of low-molecular-weight heparins (LMWH). These preparations are
administered subcutaneously. Thus, bed rest can be avoided and even home-therapy becomes
feasible. The superior results may be explained to some part by early mobilization
of the patients according to the principle of antistasis. Ambulatory therapy of proximal
DVT using LMWH and compression does not cause an increased risk of clinically relevant
pulmonary embolism (PE). Walking exercises with good leg compression (bandages or
stockings) lead to a faster and more effective reduction of pain and swelling than
bed rest.
When a patient comes in with DVT, pulmonary emboli detectable by scintigraphy are
frequently present, most of them remain clinically silent. With therapeutic doses
of LMWH, firm compression and walking exercises the event of new pulmonary embolism
is rare. The incidence of fatal PE was 3 from 1289 consecutive patients treated in
this way. Antistatic measures in addition to anticoagulation yields better results
as compared to anticoagulation alone without increasing the danger of threatening
pulmonary embolism. Therefore, mobile patients with DVT should receive exact anticoagulation
(preferably starting with LMWH) and good leg compression. Furthermore, they should
be advised to walk around as much as possible, regardless if treatment is accomplished
at home or in the hospital. * Festvortrag auf der 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
für Phlebologie am 26. Oktober 2002 im Mannheim anlässlich der Verleihung der Ratschow-Gedächtnis-
Medaille an Prof. Dr. med. Partsch durch das Curatorium Angiologiae Internationalis.
Résumé
Antikoagulation ist die Basis der konservativen Behandlung der tiefen Venenthrombose
(TVT). Die phlebographischen Ergebnisse mit konventionellen intravenösen Infusionen
von unfraktioniertem Heparin, die Bettruhe erforderten, waren nicht sehr zufriedenstellend,
konnten aber durch die Einführung von niedermolekularen Heparinen (NMH) verbessert
werden. NMH werden subkutan verabreicht. Die Bettruhe kann entfallen, sogar eine Heimtherapie
wird möglich. Die besseren Ergebnisse sind wohl auch durch die frühe Mobiliserung
der Patienten entsprechend den Prinzipien der Antistase zu erklären. Eine ambulatorische
Behandlung der proximalen TVT mit NMH und Kompression führt nicht zu einem erhöhten
Risiko von klinisch relevanten Lungenembolien. Gehübungen mit guter Kompression (Verbände
oder Kompressionsstrümpfe) bewirken eine raschere und effektivere Reduktion von Schmerzen
und Schwellung als Bettruhe.
Wenn ein TVT-Patient kommt, liegen sehr häufig szintigraphisch nachweisbare Lungenembolien
vor, die meistens klinisch stumm sind. Unter therapeutischer NMHDosierung, fester
Kompression und Gehübungen sind neue Pulmonalembolien selten. Die Inzidenz einer tödlichen
Pulmonalembolie betrug 3 von 1289 bei so behandelten, konsekutiven Patienten. Zusätzliche
antistatische Maßnahmen zur Antikoagulation ergeben bessere Resultate als alleinige
Antikoagulation, ohne dabei die Gefahr einer gefährlichen Lungenembolie zu erhöhen.
Deshalb sollten mobile TVT-Patienten exakt antikoaguliert werden (in der Initialphase
bevorzugt beginnend mit NMH) und mit guter Beinkompression angehalten werden, möglichst
viel zu gehen, unabhängig davon, ob sie zu Hause oder im Krankenhaus behandelt werden.
Schlüsselwörter Thrombose - Lungenembolie - Antistase - Antikoagulation - NMH
Keywords Thrombosis - pulmonary embolism - antistasis - anticoagulation - LMWH
Mots clés Thrombose - embolie pulmonaire - action antistase - anticoagulation - HBPM