Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2005; 33(06): 431-439
DOI: 10.1055/s-0037-1622495
VÖgel
Schattauer GmbH

Therapie oder Euthanasie von Wildvögeln – tierärztliche und biologische Aspekte

Therapy or euthanasia of free ranging birds – aspects with importance for veterinary medicine and birds biology
N. Kummerfeld
1   Aus der Klinik für Zier-und Wildvögel (Klinik für Geflügel) (Direktor: Leiter: Prof. Dr. U. Neumann) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, der
,
R. Korbel
2   Klinik für Vögel (Leiter: Prof. Dr. R. Korbel) der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem
,
M. Lierz
3   Institut für Geflügelkrankheiten (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. H. M. Hafez) der FU Berlin
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Publication Date:
05 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Der Tierschutz erfordert eine tierärztliche Untersuchung, Behandlung und nachfolgende Pflege von verletzt und hilflos aufgefundenen Wildvögeln. Als angestrebtes Ziel der tiermedizinischen Versorgung sollte die spätere Eingliederung in die Wildvogelpopulation feststehen. Dazu müssen die aufgefundenen Vögel wieder wildbahnfähig werden. Die Prognosestellung „Wildbahnfähigkeit” kann mit einem geringen Spielraum zwischen dem höchsten Niveau bei „besonders spezialisierten” Vögeln wie Mauerseglern oder Sperbern und den anpassungsfähigeren Opportunisten wie Rabenvögeln oder Tauben unterscheiden. Die Prognostik bei Jungvögeln sollte neben biologischen auch ökologische Aspekte wie die „natürliche Selektion” berücksichtigen. Nur wenige Arten wie beispielsweise große Wasservögel, Stelzvögel oder Rallen könnten auch bei absehbarer Flugunfähigkeit als Dauerpfleglinge in anerkannten und kontrollierten Stationen untergebracht werden, wenn die Haltung wenigstens den Anforderungen der speziellen Wesensart des Vogels entspricht. Kleinere Singvögel oder Eulen für die Dauerpflege in Biotopvolieren dürfen im Allgemeinen nur wenig flugbehindert sein und müssen selbstständig Futter aufnehmen können. Lässt sich aufgrund der klinischen Befunde die angestrebte Prognose „Wildbahnfähigkeit” nicht stellen und eine kontrollierte Haltung nicht organisieren oder verantworten, so ist vom zuständigen Tierarzt konsequent die Euthanasie durchzuführen.

Summary

For injured wild birds veterinary intervention is often required because of animal welfare reasons. The ultimate goal for this veterinary intervention should be the re-integration of these birds into the wild bird population. The prognosis “survivability in wilderness” depends on the bird species. “Highly specialized” bird species such as swifts oder sparrow hawks have to be evaluated differently than adaptable opportunists such as crows or pigeons. For juvenile wild birds the prognosis “survivability in wilderness” should consider factors of selection by nature besides other biological and ecological aspects. In the case of permanent loss of flight ability, live long captivity may be an option. But this is only a possibility fora few species such as water fowl, storks and herons or rails. In birds with life long disabilities the minimum requirements for the specific needs of the species have to be met, and only approved animal stations should be considered for captivity of wild birds. Small song birds or owls in captivity should at least be able to maintain themselves if they live in biotope aviaries. If the prognosis “survivability in wilderness” can not be made based on the clinical observations, and if species specific living conditions can not be provided in captivity, euthanasia is the only option for these wild birds.

 
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