Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(02): 186
DOI: 10.1055/s-0038-1622766
Kurzvorträge 4: Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bewältigungsstrategien der unfruchtbaren Partner sind miteinander verknüpft – Implikationen für gezielte psychologische Beratung

T Wischmann
1   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg
,
L Volmer
2   Universitätsfrauenklinik Tübingen
,
S Rösner
3   Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie, Universitätsfrauenklinik Heidelberg
,
B Toth
4   Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie, Universitätsklinik Innsbruck, Österreich
,
T Strowitzki
3   Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie, Universitätsfrauenklinik Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
19 February 2018 (online)

 

Unfruchtbarkeit ist eine psychologische Belastung für viele Paare, was bei einigen zu Depression/Angststörungen führen kann. Ist es möglich, diese gefährdeten Patienten zu erkennen?

Stichprobe:

296 Patienten, die das Krankenhaus zur Kinderwunschbehandlung konsultierten, Durchschnittsalter: 35,0 Jahre (Frauen) und 38,2 Jahre (Männer), mittlere Kinderwunschdauer: 4,1 Jahre, mittlere Therapiedauer: 2,0 Jahre.

Methoden:

APIM (Actor Partner Interdependence Model): Paare werden als Dyaden behandelt, wobei die Coping-Strategien eines Partners Einfluss auf sein Risikofaktoren-Scoring (Actor-Effekt), aber auch dessen Partner (Partner-Effekt) und Effekt-Größe (ES) haben. Ergebnisse: Bei Frauen mit aktivem Vermeidungsverhalten zeigen sich ein Aktor-Effekt von 0,398 (p = 0,007) und ein Partner-Effekt von 0,312 (p = 0,003). Männer mit aktiver Vermeidung zeigen einen Aktor-Effekt von 0,221 (p = 0,040) und einen Partner-Effekt von 0,703 (p < 0,001, Medium ES). Dies deutet auf einen negativen Effekt von Bewältigungsstrategien bei Männern und Frauen hin, was zu erhöhten Risikofaktoren für die Entwicklung von depressiven Symptomen führt. Frauen mit bedeutungsbasiertem Coping zeigen einen Aktor-Effekt von -0,846 (p < 0,001, mittleres ES) und einen Partner-Effekt von -0,301 (p = 0,043). Wenn es von Frauen genutzt wird, hat das bewusste Bewältigen eine schützende Wirkung auf Frauen und Männer. Anders als erwartet, zeigt die aktiv-konfrontierende Bewältigung der Frauen einen Partnereffekt von 0,426 (p < 0,001), so dass das Risiko für Depression/Angst bei Männern zunimmt. Ebenfalls nicht zu erwarten ist, dass eine passiv-vermeidende Bewältigung keinen signifikanten Einfluss auf die Risikofaktoren von Männern und Frauen hat.

Diskussion:

Durch die Behandlung von Unfruchtbarkeitspatienten bei der Anwendung von Bewältigungsmethoden konnte eine signifikante Reduktion des Risikos für eine Depression/Angststörung erreicht werden. Vor allem Männer, aber auch Frauen, sollten kein aktiv-vermeidendes Bewältigungsverhalten anwenden. Frauen sollte dringend empfohlen werden, bedeutungsbasierte Bewältigungsstrategien zu verwenden.