Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2011; 39(05): 289-298
DOI: 10.1055/s-0038-1623074
Übersichtsartikel
Schattauer GmbH

Kolikdiagnostik mittels Ultraschall beim weiblichen Rind

Eine ÜbersichtThe use of ultrasonography for diagnosing the cause of colic in cows
U. Braun
1   Departement für Nutztiere der Universität Zürich, Schweiz
,
K. Nuss
1   Departement für Nutztiere der Universität Zürich, Schweiz
,
G. Knubben-Schweizer
1   Departement für Nutztiere der Universität Zürich, Schweiz
,
C. Gerspach
1   Departement für Nutztiere der Universität Zürich, Schweiz
› Author Affiliations
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Publication History

Eingegangen: 23 December 2010

Akzeptiert nach Revision: 08 June 2011

Publication Date:
05 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die Ultraschalluntersuchung eignet sich sehr gut zur diagnostischen Abklärung von Koliken beim Rind. Bei einer Reticuloperitonitis traumatica finden sich Veränderungen der Haubenkontur und eventuell der Haubenmotorik. Bei der rechtsseitigen Labmagenverlagerung ist der Labmagen zwischen die rechte Bauchwand und die Leber eingeschoben. Im ventralen Bereich des sonographischen Bildes stellt sich flüssiger Futterbrei und im dorsalen Bereich eine unterschiedlich große Gasansammlung dar. Für die Diagnose eines Dünndarmileus sind die dilatierten Därme und die meist aufgehobene Darmmotorik die wichtigsten sonographischen Kriterien, während die eigentliche Ileusursache nur selten dargestellt werden kann. Eine Cholestase lässt sich fast immer anhand des dilatierten Gallengangsystems nachweisen. Bei einer Obstruktion im Bereich der Leberpforte sind nur die intrahepatischen, bei einer solchen im Bereich der Papilla duodeni auch die extrahepatischen Gallengänge und die Gallenblase dilatiert. Erkrankungen des Harnapparats führen beim weiblichen Rind dann zur Kolik, wenn Konkremente oder entzündliche Produkte aus den Nieren in den Ureteren stecken bleiben. Die Ultraschalluntersuchung weist nicht bei jeder Krankheit die gleiche diagnostische Wertigkeit auf. Während ihr beim Dünndarmileus, bei der Cholestase und den vom Harnapparat ausgehenden Koliken große diagnostische Bedeutung zukommt, ist ihr Einsatz bei der Diagnostik der links- und rechtsseitigen Labmagenverlagerung sowie der Blinddarmdilatation viel seltener, nämlich bei unklaren klinischen Befunden, erforderlich. In solchen Fällen stellt sie sich aber als besonders wertvoll heraus, da mit ihrer Hilfe eine Verdachtsdiagnose bestätigt oder verworfen und die Zahl der lediglich aus diagnostischen Gründen durchgeführten Laparotomien stark vermindert werden kann.

Summary

Ultrasonography is a very useful technique for diagnosing the cause of colic in cows. It allows visualisation of abnormal reticular contour and occasionally of abnormal contractility in cows with reticuloperitonitis. In right-displaced abomasum, the dilated abomasum can be detected between the right abdominal wall and the liver. Fluid ingesta are seen ventrally and a gas cap of varying size dorsally. Dilated loops of small intestines that are almost always static are the main diagnostic criterion for ileus of the small intestine, but the cause of the ileus can only rarely be determined. Cholestasis can almost always be diagnosed by imaging a dilated biliary system. With obstruction at the level of the hepatic portal, only the intrahepatic biliary ducts are dilated, while a dilatation of the entire biliary tract, including the gallbladder, occurs in the case of an obstruction near the duodenal papilla. Urinary tract diseases cause colic in cows when concrement or inflammatory products become lodged in a ureter. The importance of ultrasonography in the diagnosis of diseases causing colic in cows varies. For example, with colic attributable to ileus of the small intestines, cholestasis or urinary tract disease, ultrasonography is a very useful diagnostic tool. On the other hand, for diagnosis of left or right displacement of the abomasum or caecal dilatation, ultrasonography is generally not required, but it is helpful in difficult cases to confirm or rule out a tentative diagnosis and to avoid an unnecessary exploratory laparotomy.