Zusammenfassung
Die antiepileptische Pharmakotherapie muss in erster Linie die Verbesserung der Lebensqualität
anstreben. Eine wesentliche Anfallsreduktion darf daher nicht auf Kosten bedeutsamer
Nebenwirkungen gehen. Es herrscht Einigkeit darüber, dass neue Antiepileptika den
älteren Substanzen an Wirksamkeit nicht überlegen sind. Umso mehr müssen sie sich
an dem Anspruch messen lassen, Verträglichkeitsvorteile zu bieten. Grundsätzlich bieten
manche der neuen Antiepileptika im Hinblick auf ihr Verträglichkeitsprofil Vorteile,
da sie keine Enzyminduktion verursachen, interactions- und wechselwirkungsarm sind,
keiner komplexen Verstoffwechslung unterliegen und renal eliminiert werden. Die Erfahrungen
der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass nicht alle neuen Antiepileptika der Forderung
nach besonders guter Verträglichkeit und einfacher Handhabung gerecht werden. Erst
nach Markteinführung beobachtete idiosynkratische Effekte, die teils zu permanenter
Behinderung, teils sogar zum Tode führen können, haben zum Teil auf tragische Weise
verdeutlicht, wie vorsichtig man bei der Beurteilung des Verträglichkeitsprofils neuer
Medikamente generell sein sollte. Mittlerweile lässt sich das Störwirkungspotenzial
der zugelassenen neuen Antiepileptika nach weltweiter Behandlung oft mehrerer hunderttausend
Patienten allerdings weitgehend angemessen beurteilen. Die Kenntnis des substanzspezifischen
Störwirkungspotenzials sollte die richtige Medikationswahl im einzelnen Fall beeinflussen
und möglich machen.
Summary
The primary goal of anticonvulsant drug therapy is the amelioration of the patient’s
quality of life. A relevant reduction of seizures must therefore not be associated
with a considerable risk of adverse effects. In general, new antiepileptic drugs (AEDs)
are not more efficacious than old ones. Hence it is crucial to assess their benefit
with respect to tolerability. Some of the new AEDs have pharmacological advantages
since they are no enzyme inducers, have no relevant interactions, are not metabolised
and renally excreted. However, the experiences of the last years have shown that not
all new AEDs fulfil the criteria of a well-tolerated drug. Idiosyncratic adverse effects
that became apparent after the licensing and that led to permanent deficits or even
to death exemplified, how careful one has to be if considering the safety profile
of new drugs.
After treatment of hundreds of numerous patients with new AEDs we are meanwhile able
to judge them in an adequate manner. The knowledge of drug-specific tolerability profiles
should enable us to choose the ideal AED in a given case.
Schlüsselwörter
Neue Antiepileptika - Verträglichkeit - Nebenwirkungen
Keywords
New antiepileptic drugs - tolerability - adverse effects