Nervenheilkunde 2008; 27(07): 633-638
DOI: 10.1055/s-0038-1627122
Original- und Übersichtsarbeiten - Original and Review Articles
Schattauer GmbH

Soll der Arzt die Suggestibilität seines Patienten kennen?

Shall the medical practitioner attempt to know the suggestibility of his patient?
J. Jörg
1   HELIOS Klinikum Wuppertal und Neurologie der Universität Witten/Herdecke
,
A. Mrazek
2   Institut für Physiologische Psychologie der Universität Wuppertal (Leiter: Prof. Dr. W. Boucsein)
,
W. Boucsein
2   Institut für Physiologische Psychologie der Universität Wuppertal (Leiter: Prof. Dr. W. Boucsein)
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Publication History

Eingegangen am: 01 March 2008

angenommen am: 03 March 2008

Publication Date:
20 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Die Bewertung der Suggestibilität muss jedem Arzt ein Anliegen sein, um die klinische Relevanz von unspezifischen Therapieeffekten nicht zu unterschätzen. Testmethoden fehlen; daher haben wir den Weber-Test zur Suggestivfrage umgewandelt und geprüft, ob er für den Praxisalltag taugt und eine Bewertung der Suggestibilität erlaubt.

Methodik: Der Weber-Test wurde so umgewandelt, dass durch Text und Ton der Fragen ein bestimmtes, also falsches Ergebnis unbewusst nahe gelegt wird. Die 65 Gesunden und 173 Patienten hatten ein normales Hörvermögen. Ergebnisse: Bei 65 Gesunden war der Suggi-Test in acht Fällen pathologisch. Bei neurologisch Erkrankten lag in 44,5% der Fälle ein pathologischer Befund vor. Die häufigsten Abweichungen fanden sich bei Patienten mit psychogener Körperstörung, Angstkrankheit und organischem Psychosyndrom. Klassische Ausfallmuster gab es nicht. Diskussion: Die Methodik ist robust und einfach durchführbar. Die Ergebnisse lassen auf eine Brauchbarkeit im klinischen Alltag zur Bewertung der Suggestibilität schließen, wenn berücksichtigt wird, dass auch Patienten mit Konzentrations- und Merkstörungen pathologische Ergebnisse aufweisen.

Summary

Without knowing the degree of a patient’s suggestibility, the doctor takes a risk of underestimating the clinical relevance of non-specific therapeutic effects. Since there is a lack of procedures for testing suggestibility, the present authors altered Weber’s test by forming a suggestive question. Within two years, the test was administered to 173 neurological patients with normal hearing ability and to 65 healthy controls, both in and outside the hospital.

Pathological results were obtained in 12.3% of the healthy controls and in 44.5% of the neurological patients (mostly psychogenic body distortion, anxiety illness and organic psychosyndrome). There were no specific pathological test patterns for diagnostic categories. Our method appears to be robust and easy to apply, and the present preliminary results point to its usability in clinical practice.