Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Die Prävalenz des frühkindlichen Autismus und anderer Störungen
aus dem Autismusspektrum stieg in den letzten Jahren kontinuierlich. Die Prävalenz
für den frühkindlichen Autismus lag in den 1970er-Jahren bei unter drei pro 10 000
Kindern, in den 1990er-Jahren bei über 30. Methoden: Literaturrecherche von Studien
und Metaanalysen zur Epidemiologie des Autismus und selektive Bewertung der Studienergebnisse
hinsichtlich des Erklärungsanteils von methodischen Aspekten und Veränderungen des
Versorgungssystems. Ergebnisse: Die Veränderung der Diagnosekriterien, bessere Screeningmethoden
und gestiegene Repräsentativität der untersuchten Bezugspopulation, mehr Bewusstsein
bei Eltern, Lehrern und Therapeuten und höhere Behandlungsraten können einen Großteil
der Steigerung der Prävalenzraten erklären. Sie erklären jedoch nicht die gesamte
Zunahme. Schlussfolgerungen: Ein realer Anstieg der Häufigkeit autistischer Syndrome
ist nicht auszuschließen. Eine Erklärungsmöglichkeit ist die Zunahme des Anteils an
Frühgeburten und an überlebenden Kindern mit prä- und perinatalen Risikofaktoren.
Eine Erhebung in Deutschland könnte zur Abschätzung des künftigen Versorgungsbedarfs
betragen.
Summary
The prevalence of autism spectrum disorders as reported by epidemiological studies
has been rising in the last years. In the USA and other countries the overall estimate
of prevalence of typical autism was three per 10 000 in the 70ies and above 30 per
10 000 in the 90ies of the last century. The objective of this paper was to review
results of surveys on the prevalence of autism and to discuss if methodological factors
are responsible for its increase. We found that change in diagnostic criteria, better
case identification, increasing awareness among parents, teachers and professionals
and higher treatment rates accounts for the majority of this increase. However it
remains a rest that might warrant further explanation. In conclusion a real increase
in autism cannot be ruled out. Possible explanations are the increasing rate of preterm
births and prenatal environmental factors. A survey on autism in Germany could contribute
to define the public health burden and future care needs in this country.
Schlüsselwörter
Autismus - Prävalenz - Erfassungsfehler
Keywords
Autism - prevalence - detection bias